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Ueberhaupt klagt Plinius sehr ueber die Verfaelschung der Weine; es sei damit
so weit gekommen, dass nur der Name des Weinlagers den Preis der Weine
bestimme und dass man den Most schon in der Kelter verfaelsche. Daher seien,
so wunderlich dies auch klinge, die am wenigsten gekannten Weine oft die
unschaedlichsten. Das Anmachen des Weines mit Seewasser wird von Plinius
als fuer den Magen vorzueglich gepriesen. An eine bekannte neuere
Heilmethode erinnert seine Mahnung, dass wer hager werden will, waehrend der
Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken soll. - Durch Einkochen und
durch Hinzufuegen von Kraeutern suchte man im Alterthum vielfach die
Haltbarkeit der Weine zu erhoehen, in aehnlicher Weise wie dies heute durch
Zusatz von Alkohol geschieht. Dass die Roemer Weinschmecker ersten Ranges
waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller hervor. Die
Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten verglich Virgil bereits mit
derjenigen des lybischen Sandes und der Meereswellen. Man trank in Rom
meist schon ungemischte Weine, das heisst ohne den einst ueblichen Zusatz
von Wasser; man kuehlte sie mit Eis, versetzte sie oefters mit Gewuerzen und
fing an, nach alten Jahrgaengen zu trachten. Guter Wein musste acht bis zehn
Jahre alt sein, um geschaetzt zu werden, und selbst von zweihundertjaehrigen
Weinen sind uns Berichte erhalten. So mundete dem Kaiser Caligula (37-41
n. Chr.) Wein vom Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich
Italien zu erinnern wusste. Es war Italien selbst, das zu Plinius' Zeiten
die geschaetztesten Weinsorten producirte, so dass Plinius wohl behaupten
durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die erste Stelle unter allen
Laendern ein und sei nur in der Erzeugung von Wohlgeruechen von einigen
derselben uebertroffen: es gebe uebrigens, fuegt er hinzu, keinen Wohlgeruch,
der denjenigen des bluehenden Weinstocks uebertreffe. - Auch in der
roemischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter Weise
zugeschnitten, doch liess man ihn je nach der Gegend in verschiedener Weise
wachsen. In Campanien schlang er sich empor an der Pappel, umfing sie wie
seine Gattin, streckte seine ueppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen
ihre Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer, zur
Arbeit gemiethet, sich ausser dem Lohne vom Gutsherrn einen Scheiterhaufen
und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn bei der Weinernte ein Unfall
treffen sollte. Anderswo waren ganze Landhaeuser
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