Sammelns von statten. Stundenlang
verharren die Sammler in gebueckter Stellung, um die Oliven einzeln
aufzuheben, und doch waere es so einfach, sich einen grossen Theil der
Arbeit zu sparen. Westlich von Nizza legen die Olivenbauer grosse Tuecher
unter die Baeume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird auch
dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen, ungeachtet schon
Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt vor diesem rohen
Verfahren warnt, da es die Baeume schaedigt. Gegen althergebrachte Sitte ist
eben schwer anzukaempfen, sie setzt zaehen Widerstand jeder Neuerung
entgegen. In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven ganz
reif sind. Ein grosser Theil der Fruechte ist dann schon von selbst vom Baum
gefallen. Alles das wird zusammen von dem Boden aufgelesen und liefert ein
entsprechend schlechtes Oel. Denn feine Tafeloele presst man aus solchen
Fruechten, die erst zu reifen beginnen. Diese muessen auch mit der Hand vom
Baume gepflueckt werden, um weder Quetschung noch Verwundung zu erleiden.
Aus solchen Fruechten gewinnt man jene Oele, die wir als Provencer Oele
bezeichnen. Der Provence entstammen sie freilich nur zum kleineren Theil,
zum groesseren Theil Italien. Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die
Gegend suedlich von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert
jetzt sehr gute Oele, waehrend in der ersten Haelfte dieses Jahrhunderts das
apulische Oel noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie andere
sueditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man die Ernte der Oliven
damals ganz laessig und verfuegte nur ueber sehr schlechte Oelpressen.
Charakteristisch genug, als das antike Modell einer Oelpresse in Pompeji
aufgefunden wurde, begruesste man es in Apulien als einen Fortschritt und
fuehrte es an verschiedenen Orten ein. - Von Bordighera bis zum Esterel
wird vorwiegend nur geringwerthiges Oel gewonnen, das als Maschinenoel
Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient; Nizza bezieht die
feinen Oele, die es vertreibt, vorwiegend aus der Ferne.
Die Fruechte, die man zum Zwecke feinster Oelgewinnung sorgsam pflueckte,
breitet man zunaechst in duennen Lagen auf Horden aus. Dort trocknen sie an
der Luft oder bei kuenstlicher Waerme, bis sie runzlich werden. Haben sie
einen Theil ihres Wassers in solcher Weise eingebuesst, so kommen sie in die
Oelmuehlen. Es sind das meist steinerne Behaelter, in welchen die Oliven
durch Muehlsteine zermalmt werden.
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