Koenig.
O lass dem Menschen diesen edlen Stolz!
Gar vieles kann, gar vieles muss geschehn,
Was man mit Worten nicht bekennen darf.
Graf.
Man bringt sie, fuercht' ich, ohne Leben her!
Koenig.
Welch unerwartet schreckliches Ereignis!
Vierter Auftritt
Die Vorigen. Eugenie, auf zusammen geflochtenen Aesten fuer tot
herein getragen. Herzog. Wundarzt. Gefolge.
Herzog (zum Wundarzt).
Wenn deine Kunst nur irgend was vermag,
Erfahrner Mann, dem unsres Koenigs Leben,
Das unschaetzbare Gut, vertraut ist, lass
Ihr helles Auge sich noch einmal oeffnen,
Dass Hoffnung mir in diesem Blick erscheine!
Dass aus der Tiefe meines Jammers ich
Nur Augenblicke noch gerettet werde!
Vermagst du dann nichts weiter, kannst du sie
Nur wenige Minuten mir erhalten:
So lasst mich eilen, vor ihr hinzusterben,
Dass ich im Augenblick des Todes noch
Getroestet rufe: Meine Tochter lebt!
Koenig.
Entferne dich, mein Oheim! Dass ich hier
Die Vaterpflichten treulich uebernehme.
Nichts unversucht laesst dieser wackre Mann.
Gewissenhaft, als laeg' ich selber hier,
Wird er um deine Tochter sich bemuehen.
Herzog.
Sie regt sich!
Koenig.
Ist es wahr?
Graf.
Sie regt sich!
Herzog.
Starr
Blickt sie zum Himmel, blickt verirrt umher.
Sie lebt! Sie lebt!
Koenig (ein wenig zuruecktretend).
Verdoppelt eure Sorge!
Herzog.
Sie lebt! Sie lebt! Sie hat dem Tage wieder
Ihr Aug' eroeffnet. Ja! Sie wird nun bald
Auch ihren Vater, ihre Freunde kennen.
Nicht so umher, mein liebes Kind, verschwende
Die Blicke staunend, ungewiss; auf mich,
Auf deinen Vater wende sie zuerst.
Erkenne mich, lass meine Stimme dir
Zuerst das Ohr beruehren, da du uns
Aus jener stummen Nacht zurueckekehrst.
Eugenie (die indes nach und nach zu sich gekommen ist und sich
aufgerichtet hat).
Was ist aus uns geworden?
Herzog.
Kenne mich
Nur erst!--Erkennst du mich?
Eugenie.
Mein Vater!
Herzog.
Ja!
Dein Vater, den mit diesen holden Toenen
Du aus den Armen der Verzweiflung rettest.
Eugenie.
Wer bracht' uns unter diese Baeume?
Herzog (dem der Wundarzt ein weisses Tuch gegeben).
Bleib
Gelassen, meine Tochter! Diese Staerkung,
Nimm sie mit Ruhe, mit Vertrauen an!
Eugenie (Sie nimmt dem Vater das Tuch ab, das er ihr vorgehalten,
und verbirgt
|