Gewalt missbraucht
Und, meinem Bruder froenend, mich verletzt.
Da bin ich noch zu retten. Eben dies
Will ich erfahren! Zeige her!
Hofmeisterin (wie oben).
Du siehst's!
Eugenie (wie oben).
Der Mut verlaesst mich! Nein, ich wag' es nicht.
Sei's, wie es will, ich bin verloren, bin
Aus allem Vorteil dieser Welt gestossen;
Entsag' ich denn auf ewig dieser Welt!
O dies vergoennst du mir! Du willst es ja,
Die Feinde wollen meinen Tod, sie wollen
Mich lebend eingescharrt. Vergoenne mir,
Der Kirche mich zu naehern, die begierig
So manch unschuldig Opfer schon verschlang.
Hier ist der Tempel; diese Pforte fuehrt
Zu stillem Jammer, wie zu stillem Glueck.
Lass diesen Schritt mich ins Verborgne tun!
Was mich daselbst erwartet, sei mein Los.
Hofmeisterin.
Ich sehe, die Aebtissin steigt, begleitet
Von zwei der Ihren, zu dem Platz herab;
Auch sie ist jung, von hohem Haus entsprossen;
Entdeck' ihr deinen Wunsch, ich hindr' es nicht.
Vierter Auftritt
Die Vorigen. Aebtissin. Zwei Nonnen.
Eugenie.
Betaeubt, verworren, mit mir selbst entzweit
Und mit der Welt, verehrte heil'ge Jungfrau,
Siehst du mich hier. Die Angst des Augenblicks,
Die Sorge fuer die Zukunft treiben mich
In deine Gegenwart, in der ich Lindrung
Des ungeheuren Uebels hoffen darf.
Aebtissin.
Wenn Ruhe, wenn Besonnenheit und Friede
Mit Gott und unserm eigenen Herzen sich
Mitteilen laesst, so soll es, edle Fremde,
Nicht fehlen an der Lehre treuem Wort,
Dir einzufloessen, was der Meinen Glueck
Und meins fuer heut' sowie auf ewig foerdert.
Eugenie.
Unendlich ist mein Uebel, schwerlich moecht'
Es durch der Worte goettliche Gewalt
Sogleich zu heilen sein. O nimm mich auf
Und lass mich weilen, wo du weilst, mich erst
In Traenen loesen diese Bangigkeit
Und mein erleichtert Herz dem Troste weihen!
Aebtissin.
Wohl hab' ich oft im heiligen Bezirk
Der Erde Traenen sich in goettlich Laecheln
Verwandeln sehn, in himmlisches Entzuecken,
Doch draengt man sich gewaltsam nicht herein;
Gar manche Pruefung muss die neue Schwester
Und ihren ganzen Wert uns erst entwickeln.
Hofmeisterin.
Entschiedner Wert ist leicht zu kennen, leicht,
Was du bedingen moechtest, zu erfuellen.
Aebtissin.
Ich zweifle nicht am Adel der Geburt,
Nicht am Vermoegen, dieses Hauses Rechte,
Die gross und wichtig sind, dir zu gewinnen.
Drum lasst mich bald vernehmen, was ihr denkt.
Eugenie.
Gewaehre meine Bitte, nimm mich auf!
Verbirg mich vor der
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