Welt im tiefsten Winkel.
Und meine ganze Habe nimm dahin.
Ich bringe viel und hoffe mehr zu leisten.
Aebtissin.
Kann uns die Jugend, uns die Schoenheit ruehren,
Ein edles Wesen, spricht's an unser Herz,
So hast du viele Rechte, gutes Kind.
Geliebte Tochter! Komm an meine Brust!
Eugenie.
Mit diesem Wort, mit diesem Herzensdruck
Besaenftigst du auf einmal alles Toben
Der aufgeregten Brust. Die letzte Welle
Umspielt mich weichend noch. Ich bin im Hafen.
Hofmeisterin (dazwischen tretend).
Wenn nicht ein grausam Schicksal widerstuende!
Betrachte dieses Blatt, uns zu beklagen.
(Sie reicht der Aebtissin das Blatt.)
Aebtissin (die gelesen).
Ich muss dich tadeln, dass du wissentlich
So manch vergeblich Wort mit angehoert.
Ich beuge vor der hoeheren Hand mich tief,
Die hier zu walten scheint.
Fuenfter Auftritt
Eugenie. Hofmeisterin.
Eugenie.
Wie? Hoehre Hand?
Was meint die Heuchlerin? Versteht sie Gott?
Der himmlisch Hoechste hat gewiss nicht hier
Mit dieser Freveltat zu tun. Versteht
Sie unsern Koenig? Wohl! Ich muss es dulden,
Was dieser ueber mich verhaengt. Allein
Ich will nicht mehr in Zweifel, zwischen Furcht
Und Liebe schweben, will nicht weibisch mehr,
Indem ich untergehe, noch des Herzens
Und seiner weichlichen Gefuehle schonen.
Es breche, wenn es brechen soll, und nun
Verlang' ich, dieses Blatt zu sehen, sei
Von meinem Vater, sei von meinem Koenig
Das Todesurteil unterzeichnet. Jener
Gereizten Gottheit, die mich niederschmettert,
Will ich getrost ins Auge schauend stehn.
O dass ich vor ihr stuende! Fuerchterlich
Ist der bedraengten Unschuld letzter Blick.
Hofmeisterin.
Ich hab' es nie verweigert, nimm es hin.
Eugenie (das Papier von aussen ansehend).
Das ist des Menschen wunderbar Geschick,
Dass bei dem groessten Uebel noch die Furcht
Vor feinerem Verlust ihm uebrig bleibt.
Sind wir so reich, ihr Goetter, dass ihr uns
Mit einem Schlag nicht alles rauben koennt?
Des Lebens Glueck entriss mir dieses Blatt,
Und laesst mich groesseren Jammer noch befuerchten.
(Sie entfaltet's.)
Wohlan! Getrost, mein Herz, und schaudre nicht,
Die Neige dieses bittren Kelchs zu schluerfen.
(Blickt hinein.)
Des Koenigs Hand und Siegel!
Hofmeisterin (die ihr das Blatt abnimmt).
Gutes Kind,
Bedaure mich, indem du dich bejammerst.
Ich uebernahm das traurige Geschaeft,
Der Allgewalt Befehl vollzieh' ich nur,
Um dir in deinem Elend beizustehn,
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