schrei der Muetter graesslich
An hohler Kerkerwand verklingend hallen.
O bringe deinen Jammer, deinen Kummer
Auf dem Altar des allgemeinen Wohls
Zum Opfer dar, und alle, die zu rettest,
Gewinnst du dir als Kinder zum Ersatz.
Herzog.
Aus grauenvollen Winkeln fuehre nicht
Mir der Gespenster dichte Schar heran,
Die meiner Tochter liebliche Gewalt
Mir zaubrisch oft und leicht hinweggebannt.
Sie ist dahin, die schmeichlerische Kraft,
Die meinen Geist in holde Traeume sang.
Nun draengt das Wirkliche mit dichten Massen
An mich heran und droht, mich zu erdruecken.
Hinaus, hinaus! Von dieser Welt hinweg!
Und luegt mir nicht das Kleid, in dem du wandelst,
So fuehre mich zur Wohnung der Geduld,
Ins Kloster fuehre mich und lass mich dort,
Im allgemeinen Schweigen, stumm, gebeugt,
Ein muedes Leben in die Grube senken.
Weltgeistlicher.
Mir ziemt es kaum, dich an die Welt zu weisen;
Doch andre Worte sprech' ich kuehner aus.
Nicht in das Grab, nicht uebers Grab verschwendet
Ein edler Mann der Sehnsucht hohen Wert.
Er kehrt in sich zurueck und findet staunend
In seinem Busen das Verlorene wieder.
Herzog.
Dass ein Besitz so fest sich hier erhaelt,
Wenn das Verlorne fern und ferner flieht,
Das ist die Qual, die das geschiedene,
Fuer ewig losgerissne Glied aufs neue
Dem Schmerz ergriffnen Koerper fuegen will.
Getrenntes Leben, wer vereinigt's wieder?
Vernichtetes, wer stellt es her?
Weltgeistlicher.
Der Geist!
Des Menschen Geist, dem nichts verloren geht,
Was er von Wert mit Sicherheit besessen.
So lebt Eugenie vor dir, sie lebt
In deinem Sinne, den sie sonst erhub,
Dem sie das Anschaun herrlicher Natur
Lebendig aufgeregt; so wirkt sie noch
Als hohes Vorbild, schuetzet vor Gemeinem,
Vor Schlechtem dich, wie's jede Stunde bringt,
Und ihrer Wuerde wahrer Glanz verscheuchet
Den eitlen Schein, der dich bestechen will.
So fuehle dich durch ihre Kraft beseelt!
Und gib ihr so ein unzerstoerlich Leben,
Das keine Macht entreissen kann, zurueck.
Herzog.
Lass eines dumpfen, dunklen Traumgeflechtes
Verworrne Todesnetze mich zerreissen!
Und bleibe mir, du vielgeliebtes Bild,
Vollkommen, ewig jung und ewig gleich!
Lass deiner klaren Augen reines Licht
Mich immerfort umglaenzen! Schwebe vor,
Wohin ich wandle, zeige mir den Weg
Durch dieser Erde Dornenlabyrinth!
Du bist kein Traumbild, wie ich dich erblicke;
Du warst, du bist. Die Gottheit hatte dich
Vollendet einst gedacht und dargestellt.
S
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