hatten,
wie wir gesehen, die meisten Naturvoelker schon von Haus aus einen
entschiedenen Hang zur Melancholie, welche durch alle diese Schicksale
natuerlich aufs aergste vermehrt ihren Untergang nur beschleunigte. Man
denke sich nur, wenn wir Europaeer mit allen unseren Kulturmitteln, mit
unserer Religion, kurz mit allen den Vortheilen, die wir den
Naturvoelkern gegenueber besitzen, ihr Loos auch nur wenige Jahre, etwa
eine Generation, zu ertragen haetten, was aus uns werden sollte! Man
denke, wie der dreissigjaehrige Krieg gewirkt hat, dessen Greuel doch bei
weitem durch das, was die Naturvoelker zu leiden hatten, ueberboten
werden: und man wird sich mehr ueber die zaehe Ausdauer, als ueber das
Hinschwinden derselben verwundern. Nur ihre groessere Haerte und
Festigkeit hat sie aufrecht erhalten den Voelkern gegenueber, die sie
anfangs alle, Mexikaner sowohl wie Hottentotten und Neuhollaender, fuer
Goetter hielten!
Musste alles dieses auf das geistige Leben der Voelker und damit auch auf
das leibliche einen vernichtenden Einfluss ausueben, so uebte es den auch
noch auf eine andere Art. Mit der Vernichtung der bestehenden Staaten
war natuerlich auch jedes Recht und Gesetz, welches in denselben
bestanden hatte, aufgehoben. In Mexiko, in Peru aber waren die Gesetze
von grosser Strenge und grosser Wirksamkeit, da sie ueberall in hoechster
Achtung standen und nicht anders war es in Polynesien, wo das Tabu auch
manchen heilsam verbietenden Einfluss hatte. Stuerzte nun das Alles
zusammen, so musste nothwendigerweise eine um so aergere Demoralisation
eintreten, je hoeher frueher die Kultur des zerstoerten Staates gestanden
hatte; eine solche Demoralisation musste aber gerade in einer Zeit einer
so allgemeinen Zerstoerung, wo fuer die Unterliegenden weder leiblich noch
geistig irgend ein Halt blieb, die unheilvollsten Folgen fuer ihr ganzes
Dasein haben und nicht wenige in den genannten Kulturstaaten sind denn
auch gerade durch die unter den Eingebornen einreissende Zuegellosigkeit
zu Grunde gegangen. Und je tiefer, je persoenlich vernichtender die
Angriffe waren, um so mehr natuerlich demoralisirten sie die Voelker: was
sollten die noch irgend etwas scheuen und heilig halten, welche selbst
in ihrem Heiligsten verletzt waren? wie konnten sie noch sich selbst
achten, die von jenen ankommenden Goettern so in Staub getreten wurden?
Ueberall riss in Folge der auf diese Weise nahenden Kultur
Entsittlichung und dadurch immer tieferes
|