Eingeborenen von Guyana, einmal unter den Makusis,
einmal unter den Waikas Zwillinge sah und nie von ihnen reden hoerte, so
ist das sicherlich unrichtig, denn er selbst erzaehlt, dass die Frauen
jener Voelker auf seine Bemerkung, die Europaeerinnen bekaemen bisweilen
zwei, ja drei Kinder, den Mund spoettisch verziehend geantwortet haetten:
wir sind keine Huendinnen, die einen Haufen Junge werfen.[G] Also auch
hier dieselbe Auffassung wie ueberall in Suedamerika und sicher auch
derselbe Gebrauch. Schon die Seltenheit von Zwillingen spricht dafuer;
und wenn die Indianer nie von Zwillingen sprechen, so erklaert sich das
aus dem herrschenden Gebrauch, von der Ermordung der Kinder ueberhaupt
nicht zu reden; man thut, als seien sie eines natuerlichen Todes
gestorben: "Das arme Kind konnte nicht mit uns Schritt halten; man hat
nichts mehr von ihm gesehen" (Humboldt 64, 226).
Auch bei den Kulturvoelkern Amerikas herrschte derselbe Brauch. Die
Mexikaner, in dem Glauben, dass Zwillinge den Tod des Vaters oder der
Mutter vorbedeuteten, toedteten oft das eine der beiden Kinder (Waitz 4,
164). Die Chibchas, in Neu-Granada, thaten dasselbe, weil sie in
Zwillingsgeburten die Folge grober Ausschweifungen sahen (eb. 4, 367).
Auch in Peru galten Zwillinge als ueble Vorbedeutung fuer die Eltern, der
man in vielen Theilen des Landes durch Fasten (eb. 417), in anderen
durch Toedtung eines der Kinder vorzubeugen suchte (eb. 461). Die
darischen Weiber sollen ihre Kinder getoedtet haben, um ihre Schoenheit zu
bewahren (350). Die zu den Chibchas gehoerenden Panches toedteten alle
ihre Kinder, so lange ihnen nur Maedchen geboren wurden (eb. 376); und
hier mag denn den Schluss die Bemerkung bilden, dass die vielfach
vorkommende Toedtung der Maedchen urspruenglich wohl nicht den Grund hatte,
den Toechtern ein schlimmes Lebensloos zu ersparen, welche Auffassung
gleichwohl spaeterhin gegolten haben mag: der Hauptgrund war gewiss ein
aberglaeubisch-religioeser oder wenigstens der, dass man Knaben der
Kriegstuechtigkeit halber und weil man sie fuer vortrefflicher hielt,
lieber sah als Maedchen.
Dieselben Sitten galten in Neuholland. Stirbt die Mutter eines
Saeuglings, so wird derselbe mit ihr begraben und von Zwillingen stets
das eine Kind getoedtet (Freycinet 2, 747), in Ost- und Westaustralien;
missgestaltete Kinder oder solche, die bei der Geburt Schmerzen
machen--diese alle gewiss, weil man sie von boesen Geistern besessen
glaubt--toedtet man g
|