haben." Auch die Irokesen (Waitz 3, 155) haben ausserordentlich durch
derartige Kriege gelitten. Jenseits des Felsengebirges sind die Kriege
viel milder und thun im Ganzen wenig Schaden (3, 338) und ebenso ist es
auch bei den Oregonvoelkern, wenn diese gleich viel kraeftiger zu sein
schienen als die Nulkas und Chinooks.
Der Kannibalismus, welcher vom Kriege nicht zu trennen ist, hat auf die
Voelker Nordamerikas keinen sehr bedeutenden und fuer ihre Zahl durchaus
ungefaehrlichen Einfluss gehabt. Er findet sich bei manchen Voelkern, z.B.
den noerdlichen Athapasken, den Hasenindianern, Nipissangs, den Crees,
Ojibways, doch ist bei allen diesen das Entsetzen vor der That ein ganz
ausserordentliches. Ebenfalls findet er sich, und durch gleiche
Veranlassung, bei den Indianern in Canada, die ihn aber minder
verabscheuen (Waitz 3, 89). Allein bei den Algonkins und den Irokesen,
den Sioux war der Kannibalismus frueher (jetzt hat er aufgehoert) weit
verbreitet und besonders merkwuerdig ist es, dass es bei den Miami und
Potowatomi eine besondere, aus bestimmten Familien sich ergaenzende
Gesellschaft gab, welche Menschenfleisch ass und sich im Besitz von
uebernatuerlichen, auf andere uebertragbaren Zauberkraeften waehnte (Waitz 3,
159 nach Keating): man wird an die Gesellschaften der Areois auf Tahiti
und die entsprechenden auf den anderen polynesischen Inseln erinnert.[J]
Aber bei allen diesen amerikanischen Voelkern sowie auch bei den
Oregonindianern (Waitz 3, 345) ward der Kannibalismus nur an gefangenen
oder gefallenen Feinden ausgeuebt, deren Herz man ass, theils aus Rache,
theils um sich die Tapferkeit und Kraft dessen, dem das Herz gehoerte,
anzueignen (Waitz 3, 159).
In Suedamerika hat der Krieg nicht minder, die Anthropophagie noch weit
mehr gewirkt, als in Nordamerika: lebte doch hier das Volk, welches dem
Kannibalismus seinen Namen gegeben hat, die Kaniben, Kariben oder
Karaiben. Urspruenglich auf den kleinen Antillen und dem ihnen
gegenueberliegenden Festland heimisch machten sie von dort aus, nach
Columbus Erzaehlung, verheerende Kriegszuege in weite Ferne, um Weiber zu
erbeuten, waehrend sie die Maenner erschlugen und sie, wie auch ihre
eigenen mit den gefangenen Weibern erzeugten Kinder frassen (Waitz 3,
374-375). Auch ihre Weiber waren ausserordentlich kriegerisch und
kaempften so selbststaendig, dass die Sage von den Amazonen, die im
noerdlichen Suedamerika haeufig vorkommt, durch sie veranlasst zu sein
scheint.
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