Gewoehnung, durch ueberaus
allmaehliche Angleichung die Menschennatur so fest auch an unguenstige
Einfluesse gewoehnen kann, dass eine Abwendung von ihnen fuer den
Augenblick nur schaedlich zu wirken scheint.
So finden wir das koerperliche Leben der Naturvoelker im engsten Einklang
mit den Naturumgebungen und ihren Einfluessen. Vor der Bekanntschaft mit
den Europaeern oder Amerikanern (die immer, was gestattet sein moege,
mitgemeint sind, wenn im Folgenden einfach nur von den Europaeern und
ihrem Einfluss die Rede ist) waren daher die Naturvoelker durchaus
gesund, obwohl einzelne Seuchen ab und zu schon damals bei ihnen
vorkamen: nie aber kannten sie die chronische Kraenklichkeit kultivirter
Nationen.
So war es mit der Kleidung. Die Neuseelaender trugen Kleider von
Mattenzeug, welches aus den Blaettern der neuseelaendischen Flachslilie
(Phormium tenax) geflochten war--auf welchen Matten man auch
schlief--und seltener und nur die Fuersten einen Mantel aus
zusammengenaehten Hundefellen (Dieffenbach 2, 153). Statt dieser kuehlen,
die Haut nur schuetzenden, kaum erregenden Kleidung, welche auch (fuer
Neuseeland sehr wichtig, wo es sehr oft, meist nur voruebergehend,
regnet) die Naesse nicht lange hielt, tragen sie jetzt wollene Decken,
die, abgesehen davon, dass sie dem Ungeziefer eine willkommene Zuflucht
sind, die Haut reizen, die Feuchtigkeit sehr lange halten und einen viel
staerkeren Wechsel in der Temperatur des Koerpers hervorbringen. Denn wie
die Maoris frueher ihre Phormiummatten bei irgend welcher Arbeit oder
sonstigen Gelegenheit leicht ablegten, gerade so machen sie es, ganz
ohne Ruecksicht, ob sie warm sind, ob nicht, auch mit den Wollendecken
jetzt (Dieffenbach 2, 18). Ganz aehnlich schildert das Jarves 370 von
Hawaii. Fuersten und Volk, sehr begierig auf jeden auslaendischen Stoff,
gleich viel ob es Matrosentuch oder das duennste chinesische Gewebe war,
trugen alles ganz ohne Unterschied, und so kamen sie bald nach ihrer
alten Art, bald anders, bald mit einer Mischung von beiden bekleidet;
derselbe, der laengere Zeit eine solche Kleidung trug, erschien dann
wieder viele Tage lang nackt. Je schoener das Wetter war, um so
reichlicher bekleidet gingen sie, um zu paradiren, bei schlechtem Wetter
aber meist nackt, um die Kleidung zu schonen; nackt daher auch in der
ganzen Jahreszeit des Winters, und im Sommer bekleidet. Jarves wie
Dieffenbach finden daher mit vollem, Recht in dieser Veraenderung und in
dieser
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