estes Kind so wie alle Maedchen toedteten. Das letztere
geschah auch hier wohl aus religioesen Gruenden oder weil man die Maedchen
fuer geringer als die Knaben hielt; Moerenhout, dem diese Nachrichten
entlehnt sind--er handelt von den Areois 1, 485-98--ist der Meinung,
alle diese Morde seien vollbracht, um die Volksmenge der Insel nicht
uebergross werden zu lassen, welcher Ansicht man kaum beipflichten wird;
wie denn auch das tahitische Volk selbst der Ansicht war, die Weiber
braechten zur Conservirung ihrer Schoenheit die Kinder um. Dass alle
Kinder einer Mischehe--wenigstens, nach Williams 565, eines gemeinen
Mannes und einer adligen Frau--umgebracht wurden, versteht sich nach den
Begriffen, welche man ueber die verschiedenen Staende hatte und nach denen
der Adel ganz goettlich, das Volk aber nicht einmal im Besitz einer Seele
war, von selbst. Fuer Tonga waehlte man solche Kinder vorzueglich
gern, nach Mariner, zu Opfern aus. Und so war es auf allen
Gesellschaftsinseln. Williams erzaehlt von Raiatea, wo er (1829) seine
Station hatte, folgendes Beispiel. Er sass mit Bennett in einem Zimmer,
in dessen Hintergrund mehrere eingeborene Weiber arbeiteten und als
Bennett sich bei ihm nach der Ausdehnung des Kindermords erkundigte, so
fragte er, um sich selbst zu ueberzeugen, ob das Verbrechen so allgemein
sei als er glaube, die zufaellig anwesenden Weiber, die er nicht weiter
kannte, wie viel Kinder jede getoedtet habe: neun die eine, sieben die
andere, die dritte fuenf, also alle drei zusammen 21! Eine andere Frau
bekannte sterbend, dass sie 16, ein vornehmer Haeuptling, dass er 19
umgebracht haette und manche Familien hatten alle getoedtet (Williams
562-565). Als Gruende geben ihm die Eingeborenen an, zunaechst Furcht vor
den ewigen Kriegen und ihren blutigen Zerstoerungen; man wollte von den
Kindern nicht gehindert sein, auch wohl boese Schicksale ihnen ersparen
und was wohl der Hauptgrund war, dem Feind keine Gelegenheit zu irgend
welchem Triumph (etwa durch Gefangennehmung oder Ermordung der Kinder)
geben. Zweitens war aber die Verschiedenheit des Ranges ein wichtiger
Grund. War ein Mann von niederem Rang als seine Frau, so konnte er durch
Toedtung von zwei, vier oder sechs Kindern, je nachdem er tiefer stand,
zum Rang der Frau sich erheben und die Kinder, welche ihm, nachdem er
diese Stufe erreicht, geboren wurden, blieben am Leben. Die Frau aber,
welche von minder hohem Range als ihr Mann war, konnte, da alle
Vererbung
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