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stockten. Bittere Klagen wurden ueber das Wetter laut. So Mancher war ueber
die Alpen geeilt in der sicheren Erwartung, jenseits derselben den viel
gepriesenen ewig blauen Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden
Vollmond in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. - Ich selbst, der ich oft
schon den Fruehling in Italien zugebracht hatte, fasste die Sachlage weit
ruhiger auf. Wusste ich doch, dass auch in Italien die Regenzeit auf das
Fruehjahr faellt. Wuerden die Felder und Gaerten Italiens nicht im Spaetherbst
und Fruehling mit Regen getraenkt, wie sollten sie Fruechte tragen? Herrscht
doch in den uebrigen Jahreszeiten meist die groesste Duerre. Was mich
veranlasst, trotz dieser scheinbar wenig guenstigen Aussichten, doch immer
wieder gerade im Fruehjahr ueber die Alpen zu ziehen, das ist die Sehnsucht
nach gruenen Fluren und belaubten Baeumen, nach etwas Sonne und Waerme; die
Zuversicht, am Mittelmeer doch mildere Witterung als im Norden zu finden,
die Hoffnung, dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glueck eine
ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen, kalten
nordischen Winter wirkt der Contrast am staerksten; man freut sich ueber das
kaerglichste Gruen, nimmt dankbar jeden Sonnenstrahl entgegen, waehrend schon
Mancher zur Herbstzeit in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich
nach den saftreichen Matten und dem ueppigen Baumwuchs der Alpen
zuruecksehnte. Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schoen zu sein,
waehrend unser Maerz- und Aprilwetter mit Recht beruechtigt ist. So kam es
auch in diesem Fruehjahr; denn waehrend Briefe und Zeitungen uns Kunde von
Schnee und Kaelte von jenseits der Alpen brachten, hatten wir uns am
Mittelmeer alsbald des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz
besonders schoen wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen ihr
Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu huellen. Der Ostersonntag
fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang brach ich auf, um den Monte Nero
zu besteigen. Doch blieb ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und
wartete dort den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklaert tauchte Corsica in
weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzueckte Auge der
reichgegliederten Kueste, die im weiten Bogen das Meer umfasst, als wolle
sie es liebevoll an sich schliessen. Der Osten war stark geroethet, und
dieser purpurne Schein faerbte in gluehenden Toenen d
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