s sie beide aus irgendeinem
Grunde rasch aus dem Zimmer eilten. Gleich darauf ass man zu Mittag, und
ich fiel vom Stuhl, sooft man mich darauf setzte; es liess sich nicht mehr
leugnen, dass ich betrunken war, und die Folgen blieben nicht aus. Mein
Vater hielt mich durch sie fuer genuegend bestraft, wie er ueberhaupt kein
Freund von Pruegeln war, und er fragte mich am andern Morgen teilnehmend,
ob ich wieder Rotwein moechte; als ich die Frage bejahte, sagte er, das sei
ein gutes Zeugnis fuer den Wein.
Fuer mich mag es ein Besseres sein, dass jenem ersten Rausche kaum wieder
einer gefolgt ist.
Mein Interesse an Buechern soll sich sehr frueh gezeigt haben, insofern ich
stundenlang ueber Bildern sitzen und unerbittlich auf genaue Erklaerung
dringen konnte.
Bei Wiederholung von Erzaehlungen musste sich Viktor vor Gedaechtnisfehlern
hueten, denn ich duldete keine Schwankungen und verlangte Genauigkeit; ich
selber hielt mich nicht daran und liebte schmueckende Uebertreibung, wenn
ich mein Wissen an unsern Jaeger weitergab.
Die groesste Freude bereitete man mir mit Muenchner Bilderbogen, und der
Eindruck, den "Max und Moritz" von Wilhelm Busch auf mich machte, war so
stark, dass meine besorgte Mutter das Buch in Verwahrung nahm.
Nur zuweilen an besonderen Tagen oder zur Belohnung fuer gutes Betragen
durfte ich es anschauen und war schon gleich von der Umschlagzeichnung
freudig erregt.
Wenn ich heute die zwei Bubenkoepfe sehe, ueberkommt mich noch immer ein
stilles Behagen, und sie wirken auf mich wie ein Gruss aus der lieben
Kinderzeit.
Tante Theres, eine Schwester meines Vaters, die mir das Buch geschenkt
hatte, war mir dafuer besonders lieb, und als sie nun gar eines Tages ein
kleines Marionettentheater mitbrachte und darauf den "Freischuetz" spielte,
hegte ich fuer sie die groesste Zuneigung und Bewunderung.
Manches wichtige Ereignis ist in meiner Erinnerung verblasst, manches ganz
daraus entschwunden; aber der Abend, an dem ich voll Erwartung vor dem
Kunsttempel aus Pappendeckeln sass und die Schicksale des braven Jaegers Max
miterlebte, steht immer noch lebendig vor mir.
Freilich gab sich Tante Theres, ein stattliches aelteres Maedchen, grosse
Muehe, um mit tiefer Stimme, mit bengalischen Feuern und mit
Pistolenschuessen Grauen in uns wachzurufen.
Wie solche Eindruecke haften bleiben, erfuhr ich viele Jahre spaeter, als
ich zu Proben hinter die Buehne des Hoftheaters kam; in dieser Welt von
Pappe und
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