ellte, dann hob er beschwoerend die Hand und sagte lachend: "Nur
warten! Ich bin noch lang net fertig."
Er war ein vornehmer Mann, dessen schlichter Charakter sich mit keiner
Phrase vertrug, harmlos, von guter, altbayrischer Praegung.
Wenn er nach der Hirschbrunft Abschied nahm und das Gattertor hinter
seinem davonrollenden Wagen zufiel, dann waren wir allein auf viele
Monate.
Es bedurfte eines guten Willens und eines tuechtigen Verstandes, um diese
Einsamkeit nicht als drueckend zu empfinden.
Daran fehlte es nicht, und zeitlebens haben meine Angehoerigen sich gerne
jener Zeit erinnert.
Und so will ich Abschied nehmen von den schlichten Menschen, die "taetig
treu in ihrem Kreise nie vom geraden Wege wichen".
Die meisten von ihnen sind tot und haben mir das Heimweh hinterlassen nach
ihrer redlichen Art und nach dem Fleck Erde, der mir durch sie so teuer
geworden ist.
SCHULJAHRE
Es ist mir nicht bekannt, ob der Wortlaut der Disziplinarsatzungen unserer
bayrischen Gymnasien heute ein anderer ist als vor dreissig Jahren; die
Ansichten der Lehrer wie der Schueler haben sich jedenfalls geaendert, und
darum ist trotz aller Widerstaende ein vielbegehrter und viel angefeindeter
Fortschritt erzielt worden. Als ich Schueler der oberen Gymnasialklasse
war, galt uns Jungen koerperliche Ausbildung nicht viel mehr als unseren
Professoren. Sie nannten alles, was sie foerdern konnte, Allotria treiben,
und sie waren immer besorgt, dass die Jugend nicht vom Studium abgelenkt
wurde.
Wenn ich heute die Scharen junger Leute in die Berge laufen sehe,
Backfische mitten unter heranwachsenden Juenglingen, stelle ich mir vor,
was die Rektoren aelterer Ordnung dagegen zu sagen gehabt haetten oder wie
die Eltern vor so etwas zurueckgeschreckt waeren.
Wie sauertoepfisch stellten sich viele Lehrer gegen den einen herkoemmlichen
Maispaziergang! Einige mussten immer wieder daran erinnert werden, und wie
oft schrieben wir an die Tafel: "_Oramus dominum professorem, ut
ambulemus!_" Endlich liess sich der Gestrenge herbei, das Unvermeidliche zu
gewaehren. Man fuhr etwa nach Bruck, ging zum Maisacher Keller und zurueck,
und der forsche Schueler trank dann mehr, als er vertragen konnte. Es
gingen Heldensagen in der Klasse herum, dass der und jener vierzehn Halbe
Bier hineingeschuettet habe, und alle staunten das an.
Jungen haben immer Ehrgeiz. Wenn er sich auf Dummheiten schlaegt, ist die
Erz
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