gstlicher Aufsicht des Amtsrichters und des Aktuars ein paar
Eintraege in die heiligen Buecher machen.
Meine respektlose Art zu schreiben erregte ihr Entsetzen, und sie waren
beide froh, wenn ich ausblieb.
In den Zivilverhandlungen lernte ich die Dehnung der Bagatellsachen durch
Advokaten kennen. Wie lange konnte sich ein Prozess um zwanzig Mark
hinschleppen! Wie bald verschwand die Streitsumme neben den Kosten der
Zeugen, Sachverstaendigen und Anwaelte, womoeglich gar eines Augenscheines!
War man endlich ans Ziel gelangt, naemlich dahin, dass es den Streitenden zu
dumm wurde, dann stellte sich heraus, dass die Bruehe viel teurer geworden
war als der Fisch, und aus Scheu vor den Kosten prozessierte man weiter,
bis es den Streitteilen abermalen zu dumm wurde. Wenn zuletzt der
Amtsrichter und die beiden Anwaelte gemeinsam den Geist der Versoehnlichkeit
heraufbeschworen, kam er mit einer langen Rechnung, und die Parteien
mussten sein verspaetetes Eintreffen beklagen. Es gab damals in Traunstein
ein paar Advokaten, die sich an Saftigkeit ueberboten und dafuer sorgten,
dass ihre bajuvarischen Bonmots die Runde machten.
Keiner wollte leiden, dass der andere der Groebere war, und ich hegte
manchmal den Verdacht, dass ihre Derbheiten nicht frisch aus dem Gemuete
sprudelten, sondern sorgsam vorbereitet waren.
Dem Publikum gefielen sie.
Als die Herren aelter, kraenklich und sanfter wurden, konnte man oft mit
Bedauern sagen hoeren: "Ja ... frueher! Wie die Herren noch beim Zeug waren,
da hat ma was hoeren koennen ... aba jetzt is ja gar nix mehr ..."
Zuweilen erhielt ich vom Landgerichte den Auftrag, vor der Strafkammer
eine Verteidigung zu fuehren.
Ich ging das erstemal mit Eifer an, konferierte mit dem gefangenen
Klienten, suchte nach juristischen Finessen und nach Mitleid erregenden
Momenten, setzte eine wohlgeformte Rede auf und nahm mir vor, Pathos zu
entwickeln, bis ich merkte, dass alles, was ich sagte, den fuenf Herren oben
am langen Tisch wurscht und egal war.
Auch der Klient, der dem Verteidiger geruehrt die Hand drueckt, blieb ein
schoener Traum, und der einzige Mensch, auf den ich als forensischer Redner
Eindruck machte, war der alte trinkfeste Foerster Schwab, den die
Freundschaft zu mir in den Gerichtssaal gefuehrt hatte. Er fasste die Sache
als grossartigen Spass auf, denn fuer ihn war ein Angeklagter ein Lump und
damit fertig. Er verzog seinen Mund zu einem breiten Lachen, zwickte die
Augen zu und s
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