hinweist.
Ich moechte hier sagen, dass ich mir kein duemmeres Wort als das vom
Potsdamismus denken kann, mit dem man die Zeit Wilhelms II. missbilligend
oder veraechtlich bezeichnet hat. Das Wort trifft in gar nichts den
Charakter der Zeit und der Maenner, die nach 1890 die Geschichte Preussens
lenkten. Da herrschte das gerade Gegenteil vom Potsdamismus, unter dem ich
mir die gluecklichste Verbindung von Klugheit und festem Willen vorstelle,
die aus einem armen kleinen Lande einen maechtigen Staat geschaffen hat.
Wenn Aeusserliches das Wesen eines grossen Mannes widerzuspiegeln vermag, so
tut das Sanssouci. Alles in dem kleinen Schlosse, und nicht weniger das,
was _nicht_ darin ist, zeigt kuenstlerischen Takt, sich bescheidende
Weisheit, Eigenschaften, die zur wahren Groesse gehoeren.
Und es ist auch kein Zufall, dass das schoene Bild der aufsteigenden, von
dem niedern Schlosse gekroenten Terrasse durch die in Marmor ausgefuehrte
Kopie des Rauchschen Denkmals stark beeintraechtigt wurde.
Wilhelm II. hat sie dort aufstellen lassen, und sie passt wieder einmal gar
nicht hin.
Der Gefallen, den ich an Berlin gefunden hatte, blieb in mir wach, und als
sich mir im folgenden Herbste die Moeglichkeit bot, auf laengere Zeit
dorthin zu uebersiedeln, besann ich mich nicht lange und entschloss mich,
Muenchen auf einige Zeit zu verlassen.
Freiherr von Wolzogen hatte im Januar 1901 sein Ueberbrettl eroeffnet, und
der Erfolg des Unternehmens hatte ihn veranlasst, in der Koepenicker Strasse
ein eigenes Theater zu erbauen.
Wolzogen machte mir den Vorschlag, ich sollte gegen ein Fixum die
Verpflichtung uebernehmen, jedes geeignete Gedicht zuerst dem Ueberbrettl
zur Verfuegung zu stellen und den kommenden Winter in Berlin zu bleiben.
Ausserdem sollte ich ihm zur Eroeffnung des Theaters das Auffuehrungsrecht
der "Medaille" ueberlassen.
Nach Einigung mit der Redaktion des "Simplicissimus" nahm ich das
Anerbieten an, und schon Ende September 1901 bezog ich ein paar moeblierte
Zimmer in der Lessingstrasse in Berlin, ein wenig aengstlich vor der
eingebildeten Groesse meiner Aufgabe in der gewaltigen Stadt und ein wenig
stolz, ihr anzugehoeren.
Es war wieder einmal nicht ganz so, wie ich es mir ausgemalt hatte.
Das Theater in der Koepenicker Strasse war noch nicht ausgebaut, gute Zeit
wurde versaeumt, und als es im November eroeffnet wurde, war Ueberbrettl
schon nicht mehr Mode, hatte Konkurrenten, und ueberdies hatte das Th
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