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Beschimpfungen gegen den Protestantismus brachte. Mir aber war das ganz und gar nicht in den Sinn gekommen; ich hatte mich nur gegen die unverschaemte Rede eines einzelnen gewandt, der sich als Tugendbeispiel und ganz Deutschland als sittlich verkommen bezeichnet hatte. Nach meiner Verurteilung beschaeftigte sich ein Sittlichkeitskongress in Magdeburg mit mir, und ein Berliner Hofprediger sprach der Vorsehung, die meine Bestrafung herbeigefuehrt hatte, seine wohlwollende Anerkennung aus. Ich wollte dazu nicht schweigen und brachte in einem von Gulbransson illustrierten Flugblatte jener Magdeburger Versammlung einen groesseren Mangel an Ehrerbietung entgegen. Das Blatt war in Muenchen gedruckt, und ich musste mich vor dem Schwurgericht verantworten. Von einer erhoehten Bank aus, auf der sonst Moerder und Diebe sassen, blickte ich hinueber zu den Geschworenen, unter denen ich recht behaebige, einem derben Spass wohlgeneigte Landsleute bemerkte. Ich waere als dreizehnter unter ihnen vielleicht der gewesen, dem eine saftige Geschichte das geringste Vergnuegen bereitet haette. Als mein Gedicht vom Protokollfuehrer im trockensten Tone vorgelesen wurde, schlugen sogleich einige hanebuechene Stellen ein; verschiedene Geschworene hatten Muehe, ernst zu bleiben, und kaempften mit blauroten Gesichtern gegen den Lachreiz an; die ehrbaren Volksrichter waren wie Schulkinder, die heimlich kichern. Die Verhandlung, welche uebrigens mit einem Freispruche endete, wurde im Landtag und bei ultramontanen Parteitagungen recht abfaellig kritisiert, weil zwoelf Sachverstaendige, darunter _Professor Forel_ aus Zuerich, Dr. _Hirth_, _Ganghofer_ u. a., Stellung gegen die Anklage genommen hatten. Ausserdem kam es zu einer Beschwerde beim Justizminister, da der Staatsanwalt einige Sachverstaendige angeflegelt hatte. Das Bezeichnendste dafuer, wie toericht damals Parteipolitik getrieben wurde, ist, dass man, wuetend ueber den Ausgang des Prozesses, die in Bayern gesetzlich festgelegte Zustaendigkeit der Schwurgerichte fuer Pressvergehen am liebsten aufgehoben haette. In einer veraergerten Stimmung wollte man ein wichtiges Volksrecht aufgeben und vergass voellig, dass ihm die ultramontane Presse in der Aera Lutz sehr viel zu verdanken gehabt hatte. Damals schrieb ein klerikales Provinzblatt, dass Religion und Sitte in Bayern durch meine Freisprechung fuer vogelfrei erklaert worden seien; so dick trug die Partei auf, als es sich nich
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