des hat fast alle Zusammenhaenge zwischen damals
und heute zerrissen; es fuehrt keine Entwicklung aus jener nahen
Vergangenheit, die uns doch so weit entrueckt wurde, herueber.
Ich fuehle mich um so mehr vereinsamt, als ich alles, was sich heute in der
Literatur, in der Kunst, in der Politik laermend vordraengt, verabscheue.
In dieser Zeit, in der das Ungeheuerlichste alltaeglich wurde, haben
unbeschaeftigte Gemueter Musse gefunden, dem "Simplicissimus" wie mir
persoenlich vorzuwerfen, dass wir im Kriege unsere Ansichten geaendert,
unsere einmal heftig verfochtenen Grundsaetze aufgegeben haetten.
Es ist ein Laster politisierender Spiessbuerger, im Festhalten an einer
Meinung ein Verdienst zu erblicken.
Es liegt im Lernen und im Bekennen.
Und zudem ist der Vorwurf unbegruendet.
Im "Simplicissimus" sind wir alle - ich weder allein, noch vorzugsweise -
fuer die Erhaltung des Friedens eingetreten, wir haben ohne aengstliche
Ruecksichten das persoenliche Regiment mit seinen schaedlichsten
Begleiterscheinungen, dem aufdringlichen Reden, der Heldenpose, der
Gottaehnlichkeit, der Operettenpolitik, dem Mangel an
Verantwortlichkeitsgefuehl, angegriffen, wir haben das rueckgratlose
Philistertum, die verlogene Phrase, wir haben jede Schnodderigkeit und
Selbstgefaelligkeit bekaempft, aber als der Krieg da war, gab es nichts mehr
als das Schicksal des eigenen Landes.
War es ein Fehler, dass wir ebensowenig blind waren gegen das Heldentum des
deutschen Volkes wie gegen den giftigen Hass der Feinde?
Oder war es ein Verbrechen, Vertrauen zu haben, wenn Misstrauen und Zweifel
nur Verwirrung anrichten konnten?
Wer das heute behauptet und alle Meinungen hinterher nach dem endlichen
Ausgange korrigiert haben will, ist doch nur ein Schwaetzer, und sein Tadel
trifft nicht hart. Ich glaube heute, was ich immer geglaubt habe, dass auf
dem Boden der alten Gesellschaftsordnung recht wohl die Reformen zu
erreichen waren, die das Glueck und die Groesse Deutschlands sichergestellt
haetten.
[Illustration: "UM MICH IST HEIMAT.
UND DIE ERDE KANN EINMAL DEN, DER SIE HERZLICH LIEBTE, NICHT DRUeCKEN"]
Der Kampf fuer sie musste am 1. August 1914 nicht aufgegeben werden, aber er
musste aussetzen, und Schweigen war Pflicht.
International zu empfinden, gerecht gegen die verderblichsten Feinde zu
sein, war nie in meiner Natur gelegen, und es fiel mir wirklich nicht
schwer, ihnen den Untergang, Deutschland aber den vollen Sieg zu wu
|