g freuen; die
einfoermige, alle Eindruecke verwischende Hotelkur vermisste ich gerne.
Wer Italien wie ein Museum durcheilt, in dem er nur die Kostbarkeiten
einer vergangenen Zeit findet, indes er sich von allem Lebendigen
abgestossen fuehlt, beraubt sich der Moeglichkeit, die Eigenart des Landes
wie des Volkes, die tiefen Zusammenhaenge zwischen ihr und der einstigen
Groesse und so aus der Gegenwart die Vergangenheit verstehen zu lernen.
In den Museen waren mir meine Freunde die besten Fuehrer, da sie
unbeschwert durch Baedeker und gueltige Anschauungen das Rassigste zu
finden wussten, und ich erinnere mich gerne daran, wie mich Heine in die
Uffizien aus den Saelen der toskanischen Meister holte, um mir die
wundervolle Anbetung der Hirten von van der Goes zu zeigen. Neben den
disziplinierten Leuten, die sich unverbruechlich an die Sterne Baedekers
hielten, waren nicht wenige Juenger der Kunstgeschichte zu bemerken, die es
sich vorgenommen hatten, durch eine Entdeckung bekannt zu werden, und die
in unbeachteten, irgendwo in einer Kapelle verborgenen Kunstwerken die
eigentlichen Wunder des Quattrocento auffanden. Darueber liessen sich dann
beachtenswerte Artikel schreiben.
Wenn man darueber laechelt, ueberkommt einen doch die unbaendige Sehnsucht
nach jener schoenen Zeit, in der diese Dinge etwas bedeutet haben.
Auch strengen Richtern begegnete man, die misstrauisch die Bilder
musterten, und als ich wieder einmal vor dem grossen Bilde des van der Goes
stand, klopfte mir _Karl Voll_ auf die Schulter und sagte im brunnentiefen
Basse: "Ja, ja, Sie haben es schoen; Sie duerfen hier alles bewundern,
unsereiner aber muss die Bilder auf ihre Echtheit untersuchen." Und dann
ging er gleich daran, seinem Verdachte gegen einen Memling neue Nahrung zu
geben.
Durch Zufall fand ich in Florenz bei einem Antiquar etliche Baende Vasaris
in deutscher Uebersetzung und ging nun daran, mit der Lebensgeschichte
alter toskanischer Meister ihre Werke an den von Vasari angegebenen
Staetten kennenzulernen und sie aufzusuchen, wenn sie dort nicht mehr zu
finden waren. Dieser Anschauungsunterricht verschaffte mir schoene Stunden,
dabei auch die bleibende Ueberzeugung, dass die erzaehlende, von Kritik und
vordringlicher Klugheit freie Kunstgeschichte Vasaris unendlich
lehrreicher, vornehmer und verdienstlicher ist als alles, was moderne
Weisheit ueber Kunst zusammengeschrieben hat.
Von den Werken der in Florenz lebenden deutschen Kuenstler
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