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usschloss. Er erschien mir als der geborene Fuehrer, als ein Mann, der den Willen vieler zu leiten berufen war und dem viele unbedenklich ueberall hin folgen durften. Weder Eiferer noch Phantast, zeigte er im Angriffe wie in der Abwehr den schalkhaften Humor, der aus tiefem, guetigem Verstehen kommt und immer Ueberlegenheit gewaehrt. Dass ein Mann wie er zeitlebens in Opposition gegen die Reichsregierung und ihre Politik stehen musste, beweist deutlich, wie verfehlt das System war. In Stuttgart hatte der "Simplicissimus" vom ersten Tage seines Bestehens an eifrige Freunde, und es lag in der schwaebischen Freimuetigkeit begruendet, dass Saftigkeit des Ausdruckes und Schaerfe des Angriffs hier keine Schauer des Entsetzens erregten. Man verstand hier besser als manchenorts, dass sich hinter dem Spotte ein ernster Unwille, den man teilte, verbarg. Schon darum war die gerichtliche Entscheidung, dass Stuttgart, wo der "Simplicissimus" gedruckt wurde, zustaendig sei, fuer die Redaktion guenstig. Ein Verfahren mit solchen Mitteln, wie man sie in Leipzig fuer zulaessig gehalten hatte, war hier ausgeschlossen. Es kam allerdings zu einer Reihe von Strafverfolgungen, aber die Verhandlungen wurden sachlich gefuehrt, und sie blieben frei von dem behoerdlichen Entsetzen ueber die ganze Richtung. Es handelte sich immer um den gegebenen Fall, und war Anlass zu Strafen gegeben, so griffen die Richter nicht zimperlich ein. Freilich, auf sechs und sieben Monate Gefaengnis erkannten sie nicht; es fehlte ihnen an der Schadenfreude, mit der man in Sachsen beschwingten Meinungen die Federn ausrupfte. Man war ruhig, manchmal ein wenig nuechtern. Ich erinnere mich eines Vorsitzenden, der seine liebe Not hatte mit den getragenen, in die Hoehe strebenden Ausfuehrungen literarischer Sachverstaendiger; er zog sie immer wieder aus der Region freiheitlicher Gedanken auf den Boden der Tatbestandsmerkmale nieder. Es handelte sich um eine Beleidigung der Sittlichkeitsprediger, und bei dem Thema konnte man warm werden. _Ludwig Ganghofer_, der als sachverstaendiger Zeuge vor den Schranken stand, wurde warm und schlug mit der Faust auf den Richtertisch, dass die Tintenfaesser klirrten; die Richter waren erstaunt, aber nicht geruehrt, und brummten mir sechs Wochen auf. Meine Stellung als Angeklagter konnte mir sonderbar scheinen in Erinnerung an vergangene Jahre, wo ich als Protokollfuehrer oben auf dem Plateau der Erkenntnis oder un
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