m gemeinsam die
Kanzlei zu eroeffnen.
So blieb ich noch ein Jahr in Dachau.
Eines Tages, im Fruehjahr 1896, besuchte mich Redakteur Ritter und zeigte
mir ziemlich aufgeregt ein illustriertes Blatt.
Das sei denn doch zu stark! Zu solchen Dingen solle man nicht schweigen,
und wenn er auch nicht nach Polizei und Zensur schreie, so meine er doch,
man muesse dagegen Stellung nehmen, und ich solle ihm den Gefallen tun,
einen kraeftigen Artikel gegen dieses neuzeitliche Gebilde zu schreiben.
Ich sah mir das Blatt an. Es war die Nummer 1 des "Simplicissimus". Eine
Erzaehlung, "Die Fuerstin Russalka" von Frank Wedekind, hatte den guten
Ritter in Harnisch gebracht.
Er war etwas gekraenkt, als ich ihm sagte, dass ich seine Ansicht nicht
teilen koennte.
Im Fruehjahr 1897 kam der Abschied von Dachau; ich hatte doch das Gefuehl,
aus sicheren, wenn auch kleinen Verhaeltnissen heraus ins Ungewisse zu
gehen, und so fiel es mir nicht leicht; noch schwerer freilich bedrueckte
es die alte Viktor, die es nicht verstehen wollte, warum ich mit meinem
sorglosen, gluecklichen Zustande nicht zufrieden war.
Es lag nicht in ihrer Art, darueber viele Worte zu machen, aber von ihren
Spaziergaengen im Hofgarten kehrte sie immer traurig zurueck, und manchmal
sah ich an ihren verweinten Augen, wie schwer ihr das Ende dieses
bescheidenen Glueckes fiel.
Noch dazu erlitten meine Muenchner Plaene eine arge Stoerung durch die
ploetzliche Erkrankung und den Tod meiner Schwester, aber zurueck konnte ich
nicht mehr, und so begann ich recht freudlos und sorgenvoll die Taetigkeit
in meiner Kanzlei am Marienplatze.
Ich musste bald erkennen, wie schwer es fuer einen jungen Anfaenger ist, in
der grossen Stadt durchzudringen; am Ende ist es unerlaessliche
Notwendigkeit, auf irgendeine Art aufzufallen.
Wenn das Los der vielen, die es versuchen, nicht doch sehr bitter waere,
koennten die angewandten Mittel, die erfolgreichen wie die vergeblichen,
komisch wirken.
Die marktschreierischen Volkstribunen, die sich um den Beifall im
Zuschauerraum bemuehten und das unwahrste Pathos in Bagatellsachen
anwandten, waren arme Teufel, schon weil sie das tun mussten.
Mir bot die Praxis, die ich vom Lande hereingebracht hatte, einigen Halt,
aber der Entschluss, sobald als moeglich diese Taetigkeit aufzugeben, stand
in mir fest.
Ein Freund vom Stammtische im "Herzl", Rohrmueller, hatte mit zwei anderen
Herren die Waldbauersche Buchhandlung in Passau g
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