FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   97   98   99   100   101   102   103   104   105   106   107   108   109   110   111   112   113   114   115   116   117   118   119   120   121  
122   123   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   >>   >|  
in Mailand so nebenbei mitteilen, dass er ganz vergessen habe, Geld einzustecken. Einmal radelten er, Thoeny und ich durch die Provence nach Marseille, setzten nach Algier ueber und fuhren ueber Constantine nach Biskra und Tunis. Da war Wilke in seinem Element; seinetwegen haette die Reise noch viele Monate dauern duerfen, und er haette sicherlich nie gefragt, ob uns das Geld lange; waer's ausgegangen, haette man sich schon auf irgendeine Weise geholfen. Unvergesslich bleibt mir sein Entzuecken ueber einen alten Araber, dem wir in der Naehe von Bougie begegneten; er ritt auf einem Maultiere, links und rechts neben sich einen Korb mit Orangen gefuellt, ueber sich einen grossen Sonnenschirm aufgespannt, der kunstreich am Sattel befestigt war, und so sass der alte Herr vergnuegt im Schatten, las in einem kleinen Buche und ass Orangen. So was von kluger Art, zu reisen, so selbstaendig ausgedacht und frei von herkoemmlichen Zwangszustaenden, gefiel unserm Wilke derart, dass er vom Rad herunterstieg und eine Weile neben dem alten Kerl herlief, nur um ihn recht zu beobachten. Er wusste ueberhaupt den wuerdevollen Gleichmut der Araber, von dem wir immer wieder Beweise erlebten, nicht genug zu ruehmen, und das war leicht erklaerlich, denn er war darin selbst ein Stueck von ihnen. Sein unbaendiger Wandertrieb liess ihn daheim besonderen Gefallen an landstreichenden Handwerksburschen finden. An einem warmen Maerztage, wo einen Ahnungen von wundervollem Sonnenschein und blauem Himmel zum Reisen verlocken, fuhr ich mit ihm auf der Landstrasse nach Dachau an zwei walzenden Kunden vorbei, die, ihre schmutzigen Buendel umgehaengt, ins Weite hineinmarschierten. Wir setzten uns auf einen Schotterhaufen und liessen sie noch einmal an uns vorbeistapfen. "Die Kerle haben es doch am schoensten", sagte Wilke mit ehrlichem Neide, und dann setzte er mir auseinander, wie es einzig weise sei, in den Tag hineinzuleben und von aller Konvention frei zu sein. Jede Pose war ihm verhasst, und jede sah er mit unbestechlichen Augen, auch wenn sie Leute von klingendem Namen zu verstecken suchten. Damit war einer bei ihm sofort unten durch, und zuweilen, wenn sich uns gegenueber eine Beruehmtheit wohlwollend gehen liess, sagte Wilke, der Kerl sei doch bloss ein Hanswurst; zu dem Urteil genuegte ihm irgendeine Selbstgefaelligkeit im Ton oder in der Gebaerde. Das literarische Jung-Muenchen, das sich auch damals absurd gebaerdete und
PREV.   NEXT  
|<   97   98   99   100   101   102   103   104   105   106   107   108   109   110   111   112   113   114   115   116   117   118   119   120   121  
122   123   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   >>   >|  



Top keywords:

haette

 

Araber

 

irgendeine

 

Orangen

 

setzten

 

hineinmarschierten

 

Buendel

 

schmutzigen

 
umgehaengt
 

liessen


vergessen

 

schoensten

 
ehrlichem
 
vorbei
 

einmal

 

vorbeistapfen

 

Schotterhaufen

 

walzenden

 

finden

 

warmen


Maerztage
 

Handwerksburschen

 

landstreichenden

 
daheim
 

besonderen

 

Gefallen

 

einzustecken

 

Ahnungen

 

wundervollem

 

Landstrasse


Dachau

 

verlocken

 

Reisen

 
Sonnenschein
 

blauem

 
Himmel
 

Kunden

 
setzte
 
wohlwollend
 

Beruehmtheit


Hanswurst
 

gegenueber

 
zuweilen
 

sofort

 

Urteil

 

genuegte

 

Muenchen

 

damals

 
absurd
 

gebaerdete