Beratungszimmer, durch Raeuspern die Aufmerksamkeit auf sich lenkend,
Auskunft ueber dies und das erteilen durfte.
Natuerlich gab man ihm zu verstehen, dass die andere Ansicht auch richtig,
ja, wenn man logisches Denken beim kleinen Volke voraussetzen koennte,
allein richtig waere.
Von ungewoehnlicher und ueberragender Begabung war unter den Herren
eigentlich nur einer, der Erste Staatsanwalt v. A.
Der schweigsame, in sich gekehrte Junggeselle konnte aber zuweilen
bedenklich ueber die Schnur hauen, wenn er alle Quartale - hier und da
oefter - sich einen gewaltigen Haarbeutel anschnallte.
Er wurde groelend in einer Wirtschaft sitzend von den Buergern angestaunt,
ja einmal hantelte er sich am hellen Morgen an der eisernen Barriere
entlang, die um die Hauptkirche angebracht war. Ein anderes Mal retteten
ihn ein Bierbrauer und ich vor dem Angriffe, den hitzige Bauernburschen
auf ihn unternahmen. Kurz vorher waren Leute aus dem Dorfe, wo der Herr
Staatsanwalt zechte, zu empfindlichen Strafen verurteilt worden, und da
schien den Krakeelern, die auch nicht mehr nuechtern waren, eine guenstige
Gelegenheit zur Rache gegeben. Er sprach nie darueber, aber eines Tages lud
er mich ein, ihm einige Arbeiten vorzulegen, ueber die er sich dann auf
Spaziergaengen eingehend mit mir unterhielt.
Das war sein Dank fuer meine Hilfe an jenem unangenehmen Abend.
Nach der landgerichtlichen Praxis trat ich beim Bezirksamte ein.
Obwohl oder vielleicht weil ich einiges von den Wuenschen und Beduerfnissen
der Landbevoelkerung kannte, blieben mir Zweck und Nutzen der
Verwaltungstaetigkeit ein Raetsel.
Da sass in Traunstein ein Herr, ohne dessen Genehmigung kein Anbau an einen
Schweinestall, kein Neubau einer Waschkueche erfolgen durfte, der die
Gemeindeverwaltung ueberwachte und die Schulen ueberwachte, der ueberall
dreinzureden und zu befehlen hatte, meist in Dinge, von denen er
sicherlich weniger verstand als die Interessenten, und ueber die er immer
Sachverstaendige das eigentliche Urteil abgeben lassen musste.
Er war recht eigentlich der Repraesentant einer anfechtbaren staatlichen
Bevormundung.
Waehrend meiner Praxis erlebte ich einen mich persoenlich schmerzenden
Beweis von der Schaedlichkeit des Systems, das einem Juristen die letzte
Entscheidung ueberwies, wo nur sehr geschulte Fachleute haetten zum Worte
kommen duerfen.
Eine sehr populaere Forderung ging seit Jahren auf die Tieferlegung des
Chiemsees.
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