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agte: "De hast amal schoe ang'logen ... Herrschaftsaggera ... wia's d'as no so daherbracht host ..." Ich habe die fuenf Herren noch oefter anluegen muessen, aber der Eifer flaute ab, und ich lernte verstehen, dass Gewohnheit alle Feuer loescht. Als Praktikant am Landgerichte musste ich den geheimen Beratungen, in denen die Urteile gefaellt wurden, beiwohnen. Es sollte dem jungen Manne einen Begriff davon geben, wie man's mache. Ich sah noch einiges andere und dachte darueber nach. Draussen im Saale sass ein Angeklagter, der angstvoll seinem Schicksale entgegensah, denn mehr als einmal handelte es sich um Reputation und Existenz. Es waere unnatuerlich gewesen, wenn ein junger Mann sich nicht staerkeren Empfindungen hingegeben und Partei fuer den armen Teufel genommen haette. Ich wartete ungeduldig auf das erste Votum des juengsten Beisitzers und hoffte, er moechte sich auf meine Seite schlagen. Das ging aber nicht so rasch mit dem Beraten. Die Herren hatten ueber der Tragik des Falles nicht den Appetit verloren, holten sich die Gaben der Hausfrauen aus den Taschen und assen erst einmal. Oefters hoerte ich mit gleichmuetigen Worten auf Strafen erkennen, deren Folgen ich mir vielleicht uebertrieben vorstellte, und ich konnte auf die scharfen wie auf die pomadigen Richter einen starken Groll werfen. Um so mehr begeisterten mich andere, die bei gerechtem Abwaegen immer noch Guete zeigten, und wenn sie gar dem Vorsitzenden mit hoeflicher Bestimmtheit entgegentraten, war ich gerne bereit, sie zu bewundern. In solchen Dingen sah der gruene Praktikant scharf genug, und er machte sich Begriffe, die von ihm nicht verlangt wurden. Wenn ich der Wahrheit streng die Ehre gebe, muss ich sagen, dass ich nie boeswillige Haerte sah, wohl aber Engherzigkeit und Mangel an Verstaendnis fuer die Motive strafbarer Handlungen. Leidenschaften, denen eine Tat entsprungen war, wurde man selten gerecht, und oft sah man abschreckende Roheit, wo sich ein starkes Temperament hatte hinreissen lassen. Gefaehrlich waren erzieherische Gesichtspunkte; denn durch Strenge gegen den einzelnen bessernd auf die Allgemeinheit wirken zu wollen, fuehrt von gerechten Massen ab. Befremdend und manchmal komisch war es, wie wenig ein verbeinter Jurist von dem Volke wusste, in dessen Mitte er lebte. Sitten, Gebraeuche und Missbraeuche, die Art zu denken und zu reden, das alles konnte groeblich missverstanden werden, und es kam vor, dass der Praktikant im
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