nd wollte ihn
machen. Wir bewunderten ihn und bewunderten uns auch ein wenig selber, dass
wir uns die Bildung so sauer verdienten.
Der Theaterbesuch! Natuerlich war er verboten, oder richtiger gesagt, nur
"nach vorgaengiger Erlaubnis des Rektors gestattet". Heute bin ich froh
darueber, dass ich mich auch hierin nicht an die Satzungen hielt, denn die
allerschoensten Stunden verlebte ich auf der Galerie des Hoftheaters, wo
ich mit Herzklopfen sass und beim freundlichen Anschlag der Glocke mich
sogleich in eine Maerchenwelt versetzt fand. Wenn ich ihren Klang hoere und
sich der Vorhang feierlich hebt, fuehle ich mich immer wieder
zurueckversetzt in jene Zeit, Jahre versinken, und ich bin wieder jung wie
damals. Das Hoftheater hatte ein Ensemble, dessen sich heute die Berliner
und Wiener Buehnen nicht ruehmen koennen. Vorstellungen mit Ruethling, Herz,
Richter, Kainz, Haeusser, Schneider, Possart, Keppler, mit der Heese, Bland
und Ramlo bleiben im Gedaechtnisse.
Draussen am Gaertnertheater war auch eine Kuenstlerschar taetig, die, wie
heute keine mehr, Volksstuecke und Possen herausbringen konnte. Der alte
Lang, Albert, Hofpauer, Neuert, Dreher, Brummer, die Schoenchen, Kopp,
Hartl-Mitius.
So gab mir das Theater schoene Feste, und eine brave Tante und
Theaterfreundin gab mir die dreissig Pfennig fuer den Platz auf der Galerie.
Mit einem Stueck Brot und einer Hartwurst in der Tasche wartete ich gerne
eine Stunde lang vor den geschlossenen Toren, um dann die engen Treppen
hinaufzustuermen und mir den besten Platz zu erobern.
Einen sehr starken Eindruck machte auf mich das Gastspiel der Meininger.
Es ist bekannt, wie ihre Regie mit aeusseren Mitteln, mit wildbewegten
Volksmassen, mit echten Kostuemen Wirkungen hervorbrachte, und ich erinnere
mich heute noch an die hereinstuermenden Pappenheimer Kuerassiere oder an
das Geschrei des Volkes auf dem roemischen Forum. Aber auch die
schauspielerischen Leistungen waren gross, und Teller, Nesper, Drach sind
Namen, die sich ins Gedaechtnis gepraegt haben. Dass die Meininger sich
ausschliesslich mit der Darstellung klassischer Werke Ansehen erwarben,
darf man im Zeitalter der Operette und des gemeinen Filmdramas besonders
hervorheben.
Ich war der Obhut zweier Onkel anvertraut, die, so entfernt verwandt sie
auch mit uns waren, doch nach Sitte und Brauch so genannt wurden. Sie
hatten zusammen eine kleine Wohnung in der Frauenstrasse inne; der eine,
pensionierter Postsekretae
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