heinbar sehr streng und grimmig in die Welt, und dabei sass doch das
gutmuetigste Lachen in seinen Augen, wenn eine froehliche Erinnerung
aufgefrischt wurde.
Seine Jagdgeschichten wurden immer breiter ausgemalt; eine reichte fuer die
Kaffeestunde. Er bewohnte als Pensionist in Muenchen mit seinem Bruder, der
gleich ihm Hagestolz geblieben war, ein reizendes Haeuschen in der
Gartenstrasse, jetzt Kaulbachstrasse, wo ich ihn oefter besuchen durfte.
Die beiden Brueder waren sich herzlich zugetan und lebten in einer Harmonie
zusammen, die nur durch den Tod gestoert werden konnte. Als der Aeltere, der
General ausser Dienst war, die Augen schloss, hatte auch fuer unsern Risser
Jagdkavalier das Leben keinen rechten Sinn mehr. Er folgte bald dem Bruder
nach.
Als Gast meiner Mutter erkrankte er in Traunstein just in der
Kaffeestunde, als er, die lange Pfeife in der Hand, eine ausgiebige
Geschichte von einem erlegten Hirsch begonnen hatte.
Ganz ploetzlich ueberfiel ihn ein Schuettelfrost, der ihn zwang, mit Rauchen
und Erzaehlen aufzuhoeren und sich ins Bett zu legen.
Ein paar Tage blieb er noch in Traunstein. "Jetzt blasen wir Halali",
sagte er zu meiner Mutter kurz vor dem Abschied, und er hoerte laechelnd
ihren zuversichtlichen Troestungen zu.
"Nein, nein, Frau Oberfoerster", erwiderte er. "Diesmal is es Ernst und
macht auch nix. Ich kann jeden Tag abmarschieren, mein Rucksack is schon
gepackt."
Verwandte holten ihn ab und brachten ihn nach Muenchen, wo er gelassen und
vornehm die letzten Dinge abmachte.
_Julius Noerr_ kam in den ersten Jahren zu laengerem Aufenthalt und malte
in Prien, Uebersee, Bernau Studien, aber vielleicht war ihm der Chiemsee zu
sehr Domaene einzelner, oder er fand nicht, was er suchte, jedenfalls
beschraenkte er sich spaeter auf voruebergehende Besuche, die nur der Pflege
alter Freundschaft galten.
Ich durfte ihn zuweilen in seinem Atelier in der Schillerstrasse aufsuchen,
und was ich bei ihm an Zeichnungen, Portraetskizzen, Landschaftsstudien, an
Vorarbeiten fuer jedes Bild gesehen habe, gibt mir heute noch, so weit das
auch zurueckliegt, einen Massstab fuer das ehrliche, grosse Koennen Noerrs und
manches Zeitgenossen von ihm, und ich bin ueberzeugt, dass mich diese
Jugendeindruecke gefeit haben gegen allen Schwindel, der seitdem getrieben
worden ist. Ich lernte verstehen, warum nur ehrliche Arbeit wirkliche
Werte schaffen kann.
Und gewiss schlug damals meine Liebe fuer diese von al
|