ueber
die blaue Flut hinunter nach den Chiemgauer und Salzburger Bergen
schweift. Ich gehe an der Klostermauer entlang und sitze am Ufer, wo
Frieden und Feierabend sich tiefer ins Herz senken als irgendwo in der
Welt, ich gehe zu den niederen Fischerhuetten und sehe zu, wie man die
Netze aufhaengt und die Arbeit fuer den kommenden Tag bereitet.
Ein abgeschiedenes Stueck Erde und ein versunkenes Glueck in Jugend und
Sorglosigkeit!
Aber doch! Dieses Glueck gab es einmal, es erfuellte das Herz des Knaben mit
Heimatliebe und wirkte lange nach.
In der efeuumrankten Wirtsstube auf der Fraueninsel habe ich oft
ehrfuerchtig die Baende der Kuenstlerchronik durchgeblaettert und gesehen, wie
diese friedliche Schoenheit um mich herum auf bedeutende Menschen Eindruck
gemacht hatte.
In den Gedichten war viel die Rede vom Chieminseeo, von Werinher und
Irmingard, und diese Romantik der Scheffel- und Stielerzeit begeisterte
mich zu den ersten Versen, die ich, allerdings viel spaeter, auf blaue Flut
und Klosterfrieden dichtete.
Die Mitglieder der Kuenstlerkolonie betrachtete ich mit respektvoller
Bewunderung, in die sich etwas Neid mischte; denn Maler zu sein, erschien
mir als das schoenste Los, und heute noch, wenn ich Oelfarbe rieche und
Farben mischen sehe, ueberkommen mich alte Wuensche.
Haushofer, Raupp, Wopfner und etliche mehr waren die Herrscher auf der
Insel, die von Kuenstlern entdeckt und in Besitz genommen worden war.
Laienbesucher hielten sich nur etliche Stunden auf und strichen scheu um
die Groessen herum, die nach der Abfahrt des letzten Dampfschiffes unter
sich blieben. Der dicken, alten Julie standen sie weniger als Gaeste, denn
als Hueter ihrer Rechte und der alten Ordnung gegenueber, und wenn meine
Mutter, wie sie es jeden Sommer einmal tat, zu Besuch kam, musste sie
Seufzer und Klagen ueber die Maler hoeren.
Die jungen Kuenstler, Soehne oder auch Schueler der Herren Professoren,
hatten fuer Froehlichkeit und die herkoemmliche Ungebundenheit zu sorgen. Sie
veranstalteten Feste an Geburtstagen der Groessen, Kahnfahrten, Ausfluege,
die dann im Chronikstil ausfuehrlich beschrieben wurden.
Es war eine andere Zeit, und wenn ich mich daran erinnere, wie damals eine
absprechende Kritik ueber einen der Koenige der Fraueninsel die ganze
Kolonie in Aufregung versetzte, wie sich die Entruestung uebers Wasser gegen
Prien hin fortschwang und viele Gemueter beschaeftigte, dann darf ich wohl
sagen, es war eine ha
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