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ich jungen Professors, der in mir kuenstlerische Begabung entdeckte und mir hinterher sein Wohlwollen entzog, als mein Eifer nachliess und zuletzt ganz einschlief. Es war klar, dass ich bei dieser Veranlagung wenig Neigung zur Mathematik fassen konnte, die systematisches Fortschreiten verlangt und keiner Draufgaengerei Vorschub leistet. Dagegen betrieb ich mit Eifer Geschichte, und die Neigung dafuer ist mir geblieben. Nach meiner Gewohnheit hielt ich mich weder an das Schulpensum noch an die Schulbuecher. Ich las die baendereichen Werke von Schlosser, Weber und Annegarn, der heute nicht mehr vielen bekannt ist. Annegarn mit Abneigung und innerlichem Widerspruche, denn ich hatte seiner ultramontan gefaerbten Darstellung eine waschechte liberale Gesinnung entgegenzustellen. Ich kann heute darueber laecheln, wie ich mit einer der Gegenwart, nicht aber dem Geist der Zeiten angepassten Leidenschaft fuer und gegen laengst vergangene Ereignisse und Zustaende Partei nahm. Aber ich habe spaeterhin gereifte Maenner gesehen, die sich in die Haare gerieten ueber den Gang nach Canossa oder die Schuld Maria Stuarts, und so kann ich es mir selber verzeihen, dass ich als Gymnasiast von der Maximilianstrasse bis zum Isartor unter heftigen Reden gegen Anjou oder Rom oder die Welfen dahinschritt. Mein Widerpart war ein kluger Junge, der vom Papa altbayrische Skepsis angenommen hatte und meine wortreiche Heftigkeit belaechelte. Groeblicher wurde der Kampf, wenn ich auf den Fahrten in die Vakanz mit meinen Chiemgauer Kommilitonen beisammensass. Sie studierten fast alle in Freising und zerzausten mir meinen Grossen Kurfuersten mitsamt dem Alten Fritz, dass es eine Art hatte. Geschichte wurde auf den Muenchner Gymnasien sehr vorsichtig traktiert. Mit 1815 hoerte man auf, wenn es ueberhaupt so weit ging; was nachher kam, war zu gefaehrlich, zu aktuell und nicht reif fuer abgeklaerte Darstellung. Ob es auf einen Wink von oben unterlassen wurde, weiss ich nicht. Was fuer Absonderlichkeiten damals noch moeglich waren, mag ein Beispiel zeigen. Wir hatten in der zweiten Gymnasialklasse, der heutigen siebenten oder Obersekunda, einen Professor, der nur Katholiken in seiner Klasse haben wollte. Man sah dem alten Herrn die Schrulle nach, und da es eine Parallelklasse gab, wurde in sie alles, was Protestant und Jude war, gestopft. Erst das Jahr darauf wurden wir wieder simultan. Einiges von unseren deutschen Klassikern, mit denen ich fruehz
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