nn sich der Fruehling auf den Bergen einstellte und Bauer meinen Eltern
einen Strauss der fruehesten Blumen brachte, vergass er auch die "Viktori"
nicht.
Sie blieb ihm dankbar und anhaenglich, wie allem und jedem, was im
Zusammenhange mit der schoenen Vorder-Risser Zeit stand.
Eine nicht unwichtige Rolle spielten in diesem kleinen Kreise auch die
Jagdgaeste oder Jagdkavaliere, wie man sie nannte.
Es lag in der Abneigung des Koenigs gegen alles, was Verpflichtungen mit
sich brachte, begruendet, dass keine Mitglieder des koeniglichen Hauses in
die Riss kamen.
Eine Ausnahme bildete nur _Herzog Ludwig_, der jedes Jahr zur Puersche -
Treibjagden gab es damals nicht - eingeladen war. Den wuerttembergischen
Minister _von Varnbueler_ habe ich schon genannt. Andere Herren gab es, die
nur fuer ein Jahr oder eine Jagdzeit Erlaubnis erhielten.
Ein regelmaessiger Gast war ein Graf _Pappenheim_, den die Jaeger wegen
seines Jagdfiebers den Grafen "Nackelheim" hiessen.
Aber _der_ Jagdkavalier fuer meine Eltern und fuer alles, was in der Riss
lebte, war der Oberst _Graf Tattenbach_, der in der Amberger Gewehrfabrik
Dienst tat.
Sein Kommen war jedesmal ein Fest.
Wir Kinder liebten den kleinen Mann, der unter den buschigsten
Augenbrauen, die ich je gesehen habe, klug in die Welt schaute, und wenn
wir uns auch keine Rechenschaft darueber geben konnten, so fuehlten wir doch
das Behagen, das er um sich verbreitete.
Er machte nicht viel Worte, aber aus seinen gutmuetigen Neckereien sprach
seine Zuneigung zu meinen Eltern. Er ist meinem Vater ein treuer Freund
geworden und geblieben; meiner Mutter hat er nach dessen Tode Beistand und
freundliche Dienste geleistet, wo er konnte.
Die Jaeger schaetzten ihn wegen seiner weidmaennischen Faehigkeiten und wegen
seines sachverstaendigen Urteils ueber Gewehre.
Seine Jagdpassion gab Anlass zu vielen Spaessen, denn in ihr ging er ganz
auf, und jedes Jagdglueck genoss er zweimal.
Wenn er es erlebte und wenn er es am Kaffeetisch erzaehlte.
Dabei wurde er gespraechig und schilderte - nicht in fliessender Rede,
sondern in haeufig abgebrochenen Saetzen mit Pausen - jeden Umstand, der
sich beim Puerschen, beim Schusse und bei der Nachsuche zugetragen hatte.
Der Pausen bedurfte er, um am langen Pfeifenrohre zu saugen und mit dem
Rauche die herrliche Erinnerung einzuschluerfen. Zuweilen dauerte eine
Pause so lange, dass sich jemand mit einer Frage oder dem Glueckwunsche zu
frueh einst
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