Riss den Kugelsegen holte, der ihn vor einem jaehen Tod im
Hochwald oder im Kar behueten musste.
Das Kloster liegt zwei Wegstunden von dem Forsthause in Vorder-Riss
entfernt.
An Sonntagen kam der Pater heraus und las in der Kapelle fuer Floesser,
Jaeger, Holzknechte und alle, die zu unserm Hause gehoerten, die Messe.
Da geschah es zuweilen, dass vorne auf einem mit Samt ausgeschlagenen
Betstuhle ein hochgewachsener Mann kniete, der sein Kreuz schlug und der
Zeremonie andaechtig folgte, wie der Sagknecht oder Kohlenbrenner, der
durch ein paar Baenke von ihm getrennt war.
Wenn der Mann aufstand und die Kapelle verliess, ragte er ueber alle hinweg,
auch ueber den langen Herrn Oberfoerster, der doch sechs Schuh und etliche
Zoll mass.
Sein reiches, gewelltes Haar und ein Paar merkwuerdige, schoene Augen fielen
so auf, dass sie dem kleinen Buben, den man zu einem ehrerbietigen Gruss
anhielt, in Erinnerung blieben.
Der Mann war Koenig Ludwig II.
Er weilte allsommerlich sechs bis acht Wochen in der Vorder-Riss, und erst
nach Erbauung des Schlosses Linderhof hat er darin eine Aenderung
getroffen.
Damals fuehlte er sich wohl in dem bescheidenen Jagdhause, das sein Vater
hatte errichten lassen, und er suchte nichts als Stille und
Abgeschiedenheit.
Seine Freude an der Natur galt in meinem Elternhause wie bei allen Leuten
in den Bergen als besonderer Beweis seines edlen Charakters, und niemandem
fiel es ein, an krankhafte Erscheinungen zu glauben.
Der Koenig schloss sich auch keineswegs auffallend vor jeder Begegnung mit
Menschen ab, wenn er schon gegen manches empfindlich war.
Bei seinen kurzen Spaziergaengen hatte er nichts dagegen, Leuten zu
begegnen, die in den Wald gehoerten, und zuweilen redete er einen Jaeger an.
Jedenfalls hat er alle bei Namen gekannt und sich zuweilen nach ihnen
erkundigt.
Aus spaeteren Erzaehlungen weiss ich, dass waehrend seiner Anwesenheit in
Hoerweite kein Schuss fallen durfte; er wollte sich Tod und Vernichtung
nicht in diesen Frieden hineindenken.
Dass er selten Besuche von hochstehenden oder offiziellen Persoenlichkeiten
empfing, ist bekannt, ebenso, dass er sich solchen Begegnungen durch
schleunige Fahrten in die Berge entzog.
Hohenlohe vermerkt in seinen Denkwuerdigkeiten haeufig derartige Verstoesse
gegen die Etikette und schuettelt den Kopf darueber, wenn der Koenig dem
Prinzen Napoleon, dem Kronprinzen von Preussen und anderen ausweicht mit
der schlichten Erkla
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