, zeigte uns die alte Viktor wohl auch die
hell erleuchteten Fenster des Koenigshauses und erzaehlte uns, dass der arme
Koenig noch lange regieren muesse und sich nicht niederlegen duerfe.
Etliche Male wurden wir aufgeweckt und durften im dunkeln Zimmer am
Fenster stehen und schauen, wie drueben Fackeln aufloderten, ein Wagen
vorfuhr und bald wie ein geheimnisvoller Spuk im Walde verschwand.
Die Zeit der sechziger Jahre war politisch so bewegt, dass sie auch auf das
Risser Stilleben einwirken musste.
Mein Vater stand mit seinen Ansichten auf Seite jener Altliberalen, die
sich nach der Einigung Deutschlands sehnten, ohne sich ueber Ziele und
Mittel voellig klar zu sein; ihre Abneigung gegen klerikale Forderungen und
gegen Unduldsamkeit in jeder Form war bestimmter gerichtet. Seine
politischen Meinungen fanden ihren Ausdruck in der Wahl der Zeitungen, die
er las, in ein paar Briefen und in Bemerkungen, die ich von seiner Hand
geschrieben in "_Rotteck's Weltgeschichte_" finde.
Leidenschaftlichkeit war ihm fremd.
Vielleicht war sie es ueberhaupt jener Zeit, wenigstens in den Massen, die
wir kennen.
Ich besitze Briefe, die ein kluger und hochstehender Mann an meinen Vater
geschrieben hat, und das Hervorstechendste ist der massvolle Ton und die
Art, den Gegner noch immer gelten zu lassen.
Auch als der Krieg gegen Preussen ausgebrochen war, fuehrte die Erregung
nicht zu haltlosen und wuesten Schimpfereien.
Wer sich davon ueberzeugen will, der nehme alte Zeitschriften zur Hand, und
er wird staunen, wie darin jede Eisenfresserei gluecklich vermieden ist.
Die Philister allerdings, die Hohenlohe mit viel Unbehagen in Bierkellern
beobachtete, moegen sich wuetend gebaerdet haben, aber in der Familie war der
Ton nicht auf Mord und Tod gestimmt.
In der Vorder-Riss pflegte man in dem ereignisreichen Sommer 1866 einen
regen Verkehr mit den bundesbruederlichen Grenzern und Jaegern aus Tirol,
und man stellte dabei mit wuerdigem Ernste als unausbleibliche Folge den
Untergang Preussens fest.
Ein bayrischer Oberkontrolleur, der zuweilen zur Visitation kam,
schuettelte zu diesen Prophezeiungen den Kopf. Er hatte sich im Dienste des
Zollvereins laengere Zeit in Norddeutschland aufgehalten und versicherte
auf Grund seiner Erfahrungen, dass die Geschichte auch anders kommen koenne.
Man nahm dem liebenswuerdigen Manne diese schrullenhafte Ansicht nicht uebel
und laechelte darueber.
Wie es dann sehr bald wirklich and
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