elche gegenwaertig diese weiten
Landstriche unter sich haben, kamen nicht unmittelbar auf die Jesuiten.
Waehrend eines achtzehnjaehrigen Interregnums wurden die Missionen nur von
Zeit zu Zeit besucht, und zwar von Kapuzinern. Unter dem Namen koeniglicher
Commissaere verwalteten weltliche Regierungsbeamte die _Hatos_ oder Hoefe
der Jesuiten, aber schaendlich liederlich. Man stach das Vieh, um die Haeute
zu verkaufen, viele juengere Thiere wurden von den Tigern gefressen, noch
viel mehr gingen an den Bissen der Fledermaeuse zu Grunde, die an den
Katarakten kleiner sind, aber kecker als in den Llanos. Zur Zeit der
Grenzexpedition wurden Pferde von Encaramada, Carichana und Atures bis San
Jose de Maravitanos am Rio Negro ausgefuehrt, weil die Portugiesen dort
Pferde, und noch dazu geringe, nur aus weiter Ferne auf dem Amazonenstrom
und dem Gran-Para beziehen konnten. Seit dem Jahr 1795 ist das Vieh der
Jesuiten gaenzlich verschwunden; als einziges Wahrzeichen des frueheren
Anbaus dieser Laender und der wirthschaftlichen Thaetigkeit der ersten
Missionare sieht man in den Savanen hie und da mitten unter wilden Baeumen
einen Orangen- oder Tamarindenstamm.
Die Tiger oder Jaguars, die den Heerden weniger gefaehrlich sind als die
Fledermaeuse, kommen sogar ins Dorf herein und fressen den armen Indianern
die Schweine. Der Missionaer erzaehlte uns ein auffallendes Beispiel von der
Zuthulichkeit dieser sonst so wilden Thiere. Einige Monate vor unserer
Ankunft hatte ein Jaguar, den man fuer ein junges Thier hielt, obgleich er
gross war, ein Kind verwundet, mit dem er spielte; der Ausdruck mag
sonderbar scheinen, aber ich brauche ihn ohne Bedenken, da ich an Ort und
Stelle Thatsachen kennen lernen konnte, die fuer die Sittengeschichte der
Thiere nicht ohne Bedeutung sind. Zwei indianische Kinder von acht bis
neun Jahren, ein Knabe und ein Maedchen, sassen bei Atures mitten in einer
Savane, ueber die wir oft gegangen, im Gras. Es war zwei Uhr Nachmittags,
da kommt ein Jaguar aus dem Wald und auf die Kinder zu, die er springend
umkreist; bald versteckt er sich im hohen Gras, bald macht er mit
gekruemmtem Ruecken und gesenktem Kopf einen Sprung, gerade wie unsere
Katzen. Der kleine Junge ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt, und
wird sie erst inne, als der Jaguar ihn mit der Tatze auf den Kopf schlaegt.
Erst schlaegt er sachte, dann immer staerker; die Krallen verwunden das Kind
und es blutet stark. Da nimmt das kleine Maedchen einen
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