em Treibholz.
Sitzt man am Ufer des Orinoco und betrachtet die Felsdaemme, an denen sich
der Strom donnernd bricht, so fragt man sich, ob die Faelle im Lauf der
Jahrhunderte nach Gestaltung und Hoehe sich veraendern werden. Ich bin nicht
sehr geneigt, dem Stoss des Wassers gegen Granitbloecke und dem Zerfressen
kieselhaltigen Gesteins solche Wirkungen zuzuschreiben. Die nach unten
sich verengenden Loecher, die Trichter, wie man sie in den Raudales und bei
so vielen Wasserfaellen in Europa antrifft, entstehen nur durch die Reibung
des Sandes und das Rollen der Quarzgeschiebe. Wir haben solche Geschiebe
gesehen, welche die Stroemung am Boden der Trichter bestaendig herumwirbelt
und diese dadurch nach allen Durchmessern erweitert. Die Pongos des
Amazonenstroms sind leicht zerstoerlich, da die Felsdaemme nicht aus Granit
bestehen, sondern aus Conglomerat, aus rothem, grobkoernigem Sandstein. Der
Pongo von Rentama stuerzte vor 80 Jahren theilweise ein, und da sich das
Wasser hinter einem neu gebildeten Damm staute, so lag das Flussbett ein
paar Stunden trocken, zur grossen Verwunderung der Einwohner des Dorfes
Puyaya, sieben Meilen unter dem eingestuerzten Pongo. Die Indianer in
Atures versichern (und diese Aussage widerspricht der Ansicht des Paters
CAULIN), die Felsen im Raudal haben immer dasselbe Aussehen, aber die
einzelnen Stroemungen, in die der grosse Strom zerschlagen wird, aendern beim
Durchgang durch die aufgehaeuften Granitbloecke ihre Richtung und werfen
bald mehr, bald weniger Wasser gegen das eine oder das andere Ufer. Die
Ursachen dieses Wechsels koennen den Katarakten sehr ferne liegen; denn in
den Fluessen, die auf der Erdoberflaeche Leben verbreiten, wie die Adern in
den organischen Koerpern, pflanzen sich alle Bewegungen weithin fort.
Schwingungen, die Anfangs ganz lokal scheinen, wirken auf die ganze
fluessige Masse im Stamm und den vielen Verzweigungen desselben.
Ich weiss wohl, dass, vergleicht man den heutigen Zustand der Stromschnellen
bei Syene, deren einzelne Staffeln kaum sechs Zoll hoch sind,(33) mit den
grossartigen Beschreibungen der Alten, man leicht geneigt ist, im Nilbett
die Wirkungen der Auswaschungen, ueberhaupt die gewaltigen Einfluesse des
stroemenden Wassers zu erblicken, aus denen man in der Geologie lange die
Bildung der Thaeler und die Zerrissenheit des Bodens in den Cordilleren
befriedigend erklaeren zu koennen meinte. Diese Ansicht wird durch den
Augenschein keineswegs unterstuet
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