cht dreimal staerker
als bei Tag und gibt dem einsamen Ort unaussprechlichen Reiz. Woher mag
wohl diese Verstaerkung des Schalls in einer Einoede ruehren, wo sonst
nichts. das Schweigen der Natur zu unterbrechen scheint? Die
Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Schalls nimmt mit der Abnahme der
Temperatur nicht zu, sondern vielmehr ab. Der Schall wird schwaecher, wenn
ein der Richtung desselben entgegengesetzter Wind weht, ferner durch
Verduennung der Luft; der Schall ist schwaecher in hohen Luftregionen als in
tiefen, wo die Zahl der erschuetterten Lufttheilchen in jedem Strahl groesser
ist. Die Staerke desselben ist in trockener und in mit Wasserdunst
vermengter Luft gleich gross, aber in kohlensaurem Gas ist sie geringer als
in Gemengen von Stickstoff und Sauerstoff. Nach diesen Erfahrungssaetzen
(und es sind die einzigen einigermassen zuverlaessigen) haelt es schwer, eine
Erscheinung zu erklaeren, die man bei jedem Wasserfall in Europa
beobachtet, und die lange vor unserer Ankunft im Dorfe Atures Missionaeren
und Indianern aufgefallen war. Bei Nacht ist die Temperatur der Luft um
drei Grad niedriger als bei Tage; zugleich nimmt die merkbare Feuchtigkeit
bei Nacht zu und der Nebel, der auf den Katarakten liegt, wird dichter.
Wir haben aber eben gesehen, dass der hygroscopische Zustand der Luft aus
die Fortpflanzung des Schalls keinen Einfluss hat, und dass die Abkuehlung
der Luft die Geschwindigkeit vermindert.
Man koennte meinen, auch an Orten, wo keine Menschen leben, bringe am Tag
das Sumsen der Insekten, der Gesang der Voegel, das Rauschen des Laubs beim
leisesten Luftzug ein verworrenes Getoene hervor, das wir um so weniger
wahrnehmen, da es sich immer gleich bleibt und es fortwaehrend zu unserem
Ohre dringt. Dieses Getoese, so unmerklich es seyn mag, kann nun allerdings
einen staerkeren Schall schwaechen, und diese Schwaechung kann wegfallen,
wenn in der Stille der Nacht der Gesang der Voegel, das Sumsen der Insekten
und die Wirkung des Windes auf das Laub aufhoeren. Waere aber diese
Folgerung auch richtig, so findet sie keine Anwendung auf die Waelder am
Orinoco, wo die Luft fortwaehrend von zahllosen Moskitoschwaermen erfuellt
ist, wo das Gesumse der Insekten bei Nacht weit staerker ist als bei Tag,
wo der Wind, wenn er je weht, sich erst, nach Sonnenuntergang aufmacht.
Ich bin vielmehr der Ansicht, dass, so lange die Sonne am Himmel steht, der
Schall sich langsamer fortpflanzt und geschwaecht wird, weil di
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