n Buche entworfen.(28) Die
mit zarten Kraeutern und Graesern bewachsenen Savanen von Atures sind wahre
Praerien, aehnlich unsern europaeischen Wiesen; sie werden nie vom Flusse
ueberschwemmt und scheinen nur der Menschenhand zu harren, die sie
umbricht. Trotz ihrer bedeutenden Ausdehnung sind sie nicht so eintoenig
wie unsere Ebenen. Sie laufen um Felsgruppen, um uebereinander gethuermte
Granitbloecke her. Dicht am Rand dieser Ebenen, dieser offenen Fluren stoesst
man auf Schluchten, in die kaum ein Strahl der untergehenden Sonne dringt,
auf Gruende, wo einem aus dem feuchten, mit Arum, Heliconia und Lianen
dicht bewachsenen Boden bei jedem Schritte die wilde Ueppigkeit der Natur
entgegentritt. Ueberall kommen, dem Boden gleich, die ganz kahlen
Granitplatten zu Tage, wie ich sie bei Carichana beschrieben, und wie ich
sie in der alten Welt nirgends so ausnehmend breit gesehen habe wie im
Orinocothal. Da wo Quellen aus dem Schoosse dieses Gesteins vorbrechen,
haben sich Verrucarien, Psoren und Flechten an den verwitterten Granit
geheftet und Dammerde erzeugt. Kleine Euphorbien, Peperomien und andere
Saftpflanzen sind den cryptogamischen Gewaechsen gefolgt, und jetzt bildet
immergruenes Strauchwerk, Rhexien, Melastomen mit purpurrothen Bluethen,
gruene Eilande inmitten der oeden steinigten Ebene. Man kommt immer wieder
darauf zurueck: die Bodenbildung, die ueber die Savanen zerstreuten Boskette
aus kleinen Baeumen mit lederartigen, glaenzenden Blaettern, die kleinen
Baeche, die sich ein Bett im Fels graben und sich bald ueber fruchtbares
ebenes Land, bald ueber kahle Granitbaenke schlaengeln, Alles erinnert einen
hier an die reizendsten, malerischsten Parthien unserer Parkanlagen und
Pflanzungen. Man meint mitten in der wilden Landschaft menschlicher Kunst
und Spuren von Cultur zu begegnen.
Aber nicht nur durch die Bodenbildung zunaechst bei der Mission Atures
erhaelt die Gegend eine so auffallende Physiognomie: die hohen Berge,
welche ringsum den Horizont begrenzen, tragen durch ihre Form und die Art
ihres Pflanzenwuchses das Ihrige dazu bei. Diese Berge erheben sich meist
nur 7--800 Fuss ueber die umgebenden Ebenen. Ihre Gipfel sind abgerundet,
wie in den meisten Granitgebirgen, und mit einem dichten Walde von
Laurineen bedeckt. Gruppen von Palmen (_el Cucurito_) deren gleich
Federbueschen gekraeuselte Blaetter unter einem Winkel von 70 Grad
majestaetisch emporsteigen, stehen mitten unter Baeumen mit wagerechten
Aesten;
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