icht schoene Stadt. Sie enthaelt
viele Fabriken, unter anderen eine Seidenspinnerei; am ausgezeichnetsten
ist die Porzellanfabrik. An Feinheit des Tons mag das hiesige Porzellan
wohl dem Meissner und Sevres nachstehen; aber in Hinsicht auf Farben,
Vergoldung und Schoenheit der Form in den verschiedenen Vasen und Geschirren
laesst es nichts zu wuenschen uebrig. Die Figuren von Biskuit bleiben weit
hinter den saechsischen zurueck, sowohl in der Erfindung als der Ausfuehrung.
Auch hier sieht man deutlich, wie der englische Kunstsinn nur das gerade
Nuetzliche und Bequeme hervorzubringen vermag; doch dieses auch in der
hoechsten Vollkommenheit.
Zum erstenmal in England mussten wir bei unserer Abreise auf Pferde warten,
und endlich erschienen um sechs Uhr abends zwei, die des Tages Last
reichlich getragen hatten. Wir wollten nach Matlock, einem siebzehn Meilen
von Derby im gebirgigen Derbyshire gelegenen Badeorte. Siebzehn Meilen
sind in England gewoehnlich in zwei bis drei Stunden abgefahren; daher
achteten wir den heftigen Regen nicht, der uns ohnehin in unsere Zimmer
eingekerkert haette, und reisten ab. Die Pferde waren sehr muede: der
Postillon konnte sie ungeachtet allen Treibens kaum von der Stelle bringen;
langsam schlichen sie fort, Schritt vor Schritt. Uns war, als waeren wir
auf irgendeiner Poststrasse in der Mark. Wir fuerchteten, die armen Tiere
wuerden zuletzt aus Ermuedung ganz stille stehen. Der Regen stroemte heftiger,
und die Nacht brach sehr finster herein, obgleich wir uns in der ersten
Haelfte des Junius-Monats befanden. Der Weg war sehr bergig, hohe Felsen
tuermten sich vor uns auf; wir sahen ihre kolossalen Konturen nur schwach
durch die dunkle Nacht. Nah und fern flammten Feuer aus den
Ziegelbrennereien ringsumher, feurigen Gespenstern gleich, was uns die
Finsternis nur auffallender machte, ohne sie zu erleuchten. Die Pferde
scheuten sich einigemal davor. Wir fuhren steile Abhaenge hinab und hinauf,
tief unten brausende Waldstroeme liessen uns Abgruende neben dem Wege ahnen.
Das Geklapper der vielen Muehlen, das Brausen der vom Wasser getriebenen
Raeder aller Art in dieser fabrikreichen Gegend, das Sausen der Gewaesser
ringsumher, der Wind, der Regen, die flammenden Limekilns (Kalkoefen),
alles vereinte sich, diese Nacht zu einer der schauerlichsten zu machen.
Die Situation war romantisch, das ist nicht zu leugnen; wir freuten uns
indessen doch sehr, nach elf Uhr ihr Ende und das Ziel unserer Reise
er
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