von vierzig Jahren geheiratet, an seinem Ehrentage
ein Taenzchen gemacht und drei Lieder auf der Sackpfeife gespielt,
denn er galt noch immer fuer einen der ersten Virtuosen auf diesem
Lieblingsinstrument der Schotten.
In diesem Dorfe wurden wir auf das lebhafteste an Ossian erinnert.
Ein Greis, in der Nationaltracht, sass auf einem Steine nahe
am Kirchhofe; sein langer, schneeweisser Bart flog im Winde,
sein Ansehen war wild, ein Paar dunkle Augen gluehten unter
einem hohen, kahlen Scheitel hervor; der Plaid hing phantastisch
von den Schultern herab, wie ein Mantel; zwischen den Knien hielt er
eine kleine Harfe, aus der er unzusammenhaengende Akkorde wie mit Gewalt
einzeln hervorriss. Mit starker, tiefer Stimme sang er dazu
alte Volksgesaenge; sein Gesang war eintoenig, fast mehr Deklamation
als Lied. Um ihn her war das ganze Dorf versammelt, unter ihnen
auch der hundertjaehrige Greis; alles hoerte feierlich aufmerksam zu.
Unser Naehertreten stoerte weder den Saenger noch seine Zuhoerer
im geringsten, nur machten sie uns mit natuerlicher Hoeflichkeit Raum
in ihrem Kreise. Man sagte uns, der Greis sei ein Saenger, der mit
seiner Harfe das Land durchziehe, ohne eigentliche Heimat,
aber ueberall ein willkommener Gast, wie sonst die alten Barden.
Leider konnten wir mit ihm nicht sprechen, denn er verstand nicht
Englisch. Ueberhaupt trafen wir seit einigen Tagen selten jemanden,
der Englisch sprach oder es auch nur verstand, ausser in den Gasthoefen.
Inverary
Ueber steile, unwirtbare Berge ging es weiter. Ploetzlich senkte sich
der Weg; ein grosser silberner See breitete sich vor unseren
erstaunten Blicken aus; es war Loch Awe. Frische schoene Baeume,
kleine Gaerten vor den Huetten des Landmanns und Getreidefelder
begrenzten seine Ufer.
Vierundzwanzig englische Meilen lang streckte er sich hin durch
das gruenende Tal, viele kleine Inseln erheben aus seinen Fluten
die Felsenstirnen. Eine darunter zeichnet sich durch phantastisch
geformte hervorragende Massen aus. Von fern glichen sie Ueberresten
alten Gemaeuers, selbst mehr in der Naehe konnten wir nicht entscheiden,
ob es Felsen oder Ruinen waeren. Kein Kahn war in der Naehe,
uns hinueberzubringen; auch schienen die Ufer zum Landen zu schroff.
Einige Einwohner, denen wir begegneten, verstanden unsere Sprache nicht.
Unbefriedigt ueber diesen Punkt mussten wir weiter, aber der Anblick
des Sees und seiner schoenen Ufer erfreute uns umso lebhafter,
als wir mehre
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