alter hoelzerner Lehnstuhl in einer Art von Nische
eingemauert; der Herd selbst sieht sehr alt aus, eine grosse steinerne
Platte liegt davor; hier hat gewiss Shakespeares Vater gesessen,
eifernd ueber die wilden Jugendstreiche des Sohnes, der ihm bei
aller Blutsverwandtschaft dennoch ein Fremder war und ewig sein musste.
In einem oberen Zimmer zeigte man uns noch ein grosses altes Bettgestell,
in welchem Shakespeares Mutter ihn zur Welt brachte; auch sein
Stammbaum haengt hier. Das Haus wird jetzt von einem Fleischer bewohnt,
der sehr arm zu sein scheint. Doch sorgsam wacht er ueber diese
heilige Staette: denn sie bringt ihm durch die Besuche der Fremden
bei seiner Duerftigkeit eine sehr willkommene Hilfe.
Tewkesbury und Cheltenham
In dem kleinen freundlichen Landstaedtchen Tewkesbury vernahmen wir,
dass dort in einigen Tagen ein grosses Pferderennen gehalten werden sollte.
Unter den Woelfen lernt man heulen, sagt das Sprichwort, unter den
Englaendern wird man am Ende selbst eine Art John Bull. Wir beschlossen
also die Zeit bis dahin in dem benachbarten Bade Cheltenham zuzubringen,
dann an dem zu jenen Feste bestimmten Tage nach Tewkesbury zurueckzukehren,
und reisten nach Cheltenham ab.
Dieser beruehmte Brunnenort ist ein huebsches Staedtchen, in einem
angenehmen, von Huegeln umgebenen, breiten Tale. Alles darin sieht
neu aus. Die Stadt ist groesstenteils waehrend der letzten vergangenen
fuenfzig Jahre erbaut, denn so lange ungefaehr ist es, dass die dortige
Quelle bekannt und beruehmt ward.
Cheltenham besteht aus einer einzigen, wenigstens eine englische Meile
langen Strasse, an welche sich kleine Nebenstrassen und einzelne Gebaeude
anschliessen. In dieser Hauptstrasse mit den schoensten Gebaeuden,
den glaenzendsten Laeden, Leihbibliotheken und Kaffeehaeusern wogt
die schoene Welt den Morgen ueber langsam und, wie es uns schien,
auch langweilig auf und ab. Die Damen schleichen gaehnend zu zweien
und dreien aus einem Laden in den anderen, waehrend die Herren
mit Reiten, Trinken und Zeitungslesen die edle Zeit auf ihre Weise
hinzubringen suchen.
Der Geist geselliger Freude ist hier so wenig als sonst in England
heimisch; man treibt alles ernstlich, und so wird auch das Vergnuegen
zur Arbeit. Wenn der Morgen ueberstanden ist, so helfen Baelle,
Assembleen, Konzerte und Theater, wie es eben die Reihe trifft,
die uebrigen Stunden hinzubringen; fuer alles dies ist gesorgt,
wenn auch nach etwas verjuengtem
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