unendlich verschiedene Gestalten gezwungen, von den kolossalen
Bruecken an bis herab zum demuetigen Plaetteisen. Man verfertigt hier
auch viel schoenes Gitterwerk, in geschmackvollen, meistens
der Antike nachgebildeten Mustern, und braucht es sehr haeufig
zur Verzierung der Balkone, Fenster, Gartenpforten, Torwege und
Treppen. Es sieht sehr reich und elegant aus. Durch die Erfindung,
dergleichen Dinge zu giessen, statt sie zu haemmern, ist ihr Gebrauch
ungemein verbreitet worden. Geschlagenes Eisen ist zwar weit
dauerhafter als gegossenes, aber dieses kostet auch nur halb
so viel als jenes, und da es denn doch Eisen ist, so bleibt es
seiner Natur nach noch immer dauerhaft genug.
Das Glueck wollte uns so wohl, dass wir eine vierundzwanzigpfuendige
Kanone giessen sehen konnten. Aus zwei Oefen floss brausend
das fluessige Metall in zwei mit Sand und Erde eingedaemmte Kanaele,
die sich bald in einem einzigen vereinten, aus dem es gewaltsam
in die tief eingegrabene Form stuerzte. Dantes Hoelle und der feurige
Phlegethon [Fussnote: Unterweltstrom aus der griechischen Mythologie]
waren bei diesem Anblick die naechstverwandten Ideen.
Drei Tage braucht es, ehe die Kanone erkaltet ist, dann zerbricht man
die Form und bringt sie so heraus.
Wir sahen auch eine Kanone bohren; denn sie werden alle massiv gegossen.
Aus dieser Operation pflegte man sonst ein Geheimnis zu machen,
doch ward sie uns ohne viele Widerrede gezeigt, sobald wir den Wunsch
aeusserten, sie zu sehen. Die dazu noetige Maschine wird vom Wasser
getrieben. Eine lange, eiserne Stange, genauso dick als die Muendung
der Kanonen weit werden soll, steht in horizontaler Stellung fest.
Ein platter Stahl, ungefaehr einen halben Zoll stark, mit scharfen
Ecken, in Form einer Zunge, befindet sich am Ende der uebrigens
ganz runden Stange. Die Kanone, mit undenkbarer Gewalt vom Wasser
getrieben, wird gezwungen, sich um diese Stange wie eine Axt
zu drehen und zu winden; die Zunge schneidet das Metall aus
der Oeffnung, und die Stange poliert von innen ganz glatt und eben.
Es ist unmoeglich, die Kraft ohne Staunen anzusehen, die hartes Metall
wie weiches Holz bearbeitet. Wie wenig vermag der Mensch
mit seiner Staerke allein, und wie viel Erstaunenswertes bringt er
hervor mit Hilfe der Elemente, die er zur Dienstbarkeit zwingt,
die sich aber auch an dem ohnmaechtigen Herrscher oft furchtbar
raechen, wenn sie die Fesseln zerbrechen, die er schlau ersann,
und in wilder Freiheit
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