emand, und kein Feilschen
und Abdingen findet statt, das sie nur beleidigen wuerde.
Das Theater ist nicht gross, aber sehr elegant und bequem eingerichtet.
Man hoert ueberall im ganzen Hause vollkommen gut; die Erleuchtung
ist vortrefflich, und die Dekorationen lassen nichts zu wuenschen uebrig.
Wir besuchten hier die Vorstellungen einiger neuerer Schauspiele,
welche wir schon in London gesehen hatten, und waren im Ganzen
damit zufrieden, wenigstens mit den Schauspielern. Die Schauspielerinnen
freilich scheinen sich einander das Wort gegeben zu haben, nicht
ueber die beschraenkteste Mittelmaessigkeit hinauszugehen.
Die Zuschauer waren weit weniger laermend als in London; unter ihnen
bemerkten wir im Parterre die beiden betrunkensten Menschen,
die uns je vorgekommen sind. Beide, ganz elegant gekleidet,
sassen leichenblass, starr und steif nebeneinander, wie Tote,
mit stieren, offenen Augen. Der eine fiel wie ein Stein vom Sitze
herunter, der andere blieb, ohne es zu bemerken, steif sitzen.
Einige Zuschauer im Parterre trugen sie hinaus, aber mit so
zarter Schonung, mit so viel Teilnahme, dass man deutlich sah,
jeder dachte im stillen: "Heute dir, morgen mir!"
Wir haben schon oben der vielen menschenfreundlichen Anstalten
erwaehnt, die hier der Wohltaetigkeit und dem Reichtume der Einwohner
ihr Dasein verdanken. Eine davon, fuer Blinde, besuchten wir
mit Freude und Ruehrung. Der Fonds dieser Einrichtung ist noch
nicht hinreichend, um ein Haus zu erbauen, welches geraeumig genug waere,
dass all diese Ungluecklichen darin wohnen koennen. Deshalb sind sie
in der Stadt in Privathaeusern eingemietet, aber sie versammeln sich
alle Tage in dem fuer sie eingerichteten Gebaeude, Asylum genannt;
dort speisen sie zusammen, erhalten Unterricht in der Musik,
in den Handarbeiten, die sie bei ihrem traurigen Zustande verrichten
koennen, und bringen uebrigens den Tag nach Gefallen miteinander zu.
In zwei Zimmern stehen gute Pianoforten zu ihrem Gebrauch, im dritten
eine Orgel. Als wir in letzteres traten, sass ein junger Blinder
an der Orgel und akkompagnierte drei jungen Maedchen, seinen
Ungluecksgefaehrtinnen. Sie sangen dreistimmig eine ruehrende Klage,
gemildert durch stille Ergebung und Hoffnung auf den Tag, der einst
ihre lange Nacht erhellen wird. Ihre Stimmen waren angenehm und rein,
sie bemerkten unseren Eintritt nicht und sangen ungestoert fort;
geruehrt standen wir am Eingange des Zimmers still und hueteten uns
wohl, si
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