nverary,
mit dem kleinen Hafen voll Fahrzeugen mancher Art. Es hat ein
sehr zierliches, nettes Ansehen mit seinen geraden Strassen und
den weissen huebschen Haeusern, unter denen der Gasthof sich stattlich
erhebt. Alles sieht aus, als waere es erst gestern fertig geworden.
Und so ist's beinahe auch. Sonst lag die Stadt dem Schlosse gegenueber,
aber der Herzog, dem sie an der Stelle die Aussicht zu verderben
schien, liess sie abtragen und an ihrem jetzigen Platze wieder
aufbauen. So etwas kann man denn doch wohl nur in Grossbritannien
erleben.
Arrochar
Von Inverary bis Cairndow fuhren wir neun englische Meilen auf schoenem
ebenen Wege durch ein fruchtbares, angebautes Tal, fast immer laengs dem
Ufer des Loch Fyne. Wir haetten geglaubt, irre zu fahren, wenn das hier
moeglich waere, wo nur eine fahrbare Strasse durch das Gebirge fuehrt: denn
der Kastellan im Schloss von Inverary hatte uns den Weg, welchen wir
jetzt nehmen mussten, als den fuerchterlichsten im ganzen Lande
beschrieben; dunklere Kluefte, steilere, oede Felsenberge sollten wir noch
nicht gesehen haben, besonders sprach er viel von einem hohen Berge, er
nannte ihn rest and be thankful, ruht und dankt.
Gleich hinter Cairndow merkten wir indessen gar wohl, dass wir uns
auf dem rechten Wege befanden. Das Steigen begann, der See,
das schoene Tal und alle Anmut der Gegend verschwanden unserem Blicke.
Mehrere Stunden hindurch ging es immer hoeher und hoeher, ueber nackte
Felsen, durch dunkle enge Kluefte, zuweilen durch duestere Taeler,
dann wieder hoch auf Bergen. Nur feines gruenes Moos deckt wie ein Teppich
das Gestein, sonst keine Vegetation, kein Leben, Totenstille und
oede Einsamkeit herrschten ringsumher. Kein laut ertoent in diese Wueste
als das Brausen der Felsenbaeche, die hin und wieder hinabstuerzen;
keine Spur menschlichen Daseins ist sichtbar, ausser zuweilen
eine jener armen Huetten, neben dem schaeumenden Bache in eine
Felsenecke gedrueckt, einsam verloren. Diese traurigen Wohnungen
machen die Einsamkeit noch auffallender. Im Winter muessen ihre
Bewohner, ausgeschlossen von aller Moeglichkeit, zu Menschen zu kommen,
ein Leben fuehren wie auf einer wuetenden Insel, und noch verlassener
hier in diesem Lande, wo der Himmel auch im Sommer nicht freundlich
laechelt. Dennoch veraendern sie ihren Aufenthalt nie. Bei aller Oede
traegt diese Gegend aber auch den Charakter unbeschreiblich
erhabener Groesse. Die maechtigen Felsen stehen ringsumher
|