Huette hat ihr kleines Kartoffelfeld, das die
Einwohner naehrt, und einige Ziege und Schafe, von einer besonderen, sehr
kleinen Rasse, fast wie die Heideschnucken auf der Lueneburger Heide,
welche ihnen Milch, Kaese und die notwendige Kleidung gewaehren.
Die Haeuser in den schottischen Hochlanden sind wohl die schlechtesten
menschlichen Wohnungen im kultivierten Europa; so enge, dass man
nicht begreift, wie eine Familie darin Platz findet, aus rohen Steinen,
oft ohne allen Moertel, nur zusammengetragen. Die Fugen sind mit Moos
und Lehmerde verstopft, Tueren aus Brettern schlecht zusammengeschlagen,
ohne Schloss und Riegel (denn wer sollte hier Diebe fuerchten?), Fenster,
so klein, dass man sie kaum bemerkt, oft sogar ohne Glas.
Die niedrigen Daecher von Schilf, Moos, Rasen, bisweilen auch
aus Holz und Schiefer, haben oft statt des Schornsteins nur eine Oeffnung,
durch welche der Rauch abzieht. Das Innere dieser Huetten entspricht
dem Aeusseren. Menschen und Tiere hausen unter dem naemlichen Dache
friedlich beisammen, nur durch einen schlechten bretternen Verschlag
voneinander getrennt. In dem einzigen Zimmer des Hauses sieht man
deutlich, bei dem fast gaenzlichen Mangel allen Hausgeraets, wie wenig
der Mensch zum Leben eigentlich braucht. Der Fussboden besteht aus
festgetretenem Lehm; der grosse Feuerplatz, dicht auf der Erde,
ohne alle Erhoehung dient zugleich zum Feuerherd und Kamin. Ein an
einer Kette haengender Kessel ueber dem Feuer, einige hoelzerne Schemel,
ein gross zusammengezimmerter Tisch und in der Ecke ein Lager von
Moos oder Stroh: das ist alles, was diese von aller Weichlichkeit
entfernten Menschen zu ihrer Bequemlichkeit haben.
Das Ansehen der Maenner ist wild, und ihre fremde Kleidung, die so sehr
von jeder anderen europaeischen abweicht, ist zum Teil schuld daran.
Im Umgange verliert sich der Eindruck gaenzlich, den ihr erster Anblick
erregt. Ihr von Luft und harter Arbeit gebraeuntes Gesicht ist
ausdrucksvoll, seine Zuege sind angenehm und regelmaessig. Stiller,
an Trauer grenzender Ernst scheint der Grundton ihres Wesens;
dennoch koennen sie sehr froehlich sein. Sie sind gebildeter,
als man vermuten moechte. Die Geschichte ihrer Vaeter und ihre
Heldengesaenge sind keinem fremd. Fast in jeder Huette, in welcher
wir einkehrten, sahen wir eine Bibel, ein Gebetbuch, auch wohl
irgend eine alte Chronik, aus welchen der Hausvater sonntags die
Seinen erbaut. Winters moegen die Wege den Besuch der Kirchen
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