rklich auf.
Freundliches, gutmuetiges Zuvorkommen, Treuherzigkeit, verbunden
mit grosser, aber froehlicher Armut, erinnerte uns immer an die Bewohner
deutscher Gebirge. Schuhe und Struempfe, ohne welche man in England
keinen Bettler erblickt, sind hier schon hoher Luxus. Die arbeitende
Klasse und der groesste Teil der Kinder, selbst wohlhabender Eltern,
laufen Sommer und Winter barfuss; vielleicht geschieht dies fast
ebenso oft aus Gewohnheit als aus Armut; aber es faellt sehr auf,
wenn man aus England kommt, wo dergleichen unerhoert ist.
Edinburgh
In keinem der vielen schoenen Gasthoefe dieser Stadt konnten wir unterkommen.
Es waren eben die letzten Tage der Woche, in welcher dort alljaehrlich
Pferderennen gehalten werden. Wir fanden alles vollgepfropft von Fremden,
die teils jenes edle Vergnuegen, teils die es begleitenden Lustbarkeiten,
das Theater, die Baelle, Konzerte und tausend andere Freuden
herbeigezogen hatten. Da wir bald eine artige Wohnung bei einem
Kupferstichhaendler, einem der unzaehligen Mackintoshes, fanden,
waren wir es wohl zufrieden, das Volk einmal in seiner Nationalfreude
zu sehen.
Die Stadt Edinburgh, von betraechtlicher Groesse, ist eine der schoensten
und haesslichsten Staedte zugleich und verdient in dieser Hinsicht
mit Marseille verglichen zu werden. Die Altstadt, ein grauen- und
ekelerregender Klumpen alter, schmutziger, den Einsturz drohender Haeuser,
die anscheinen ohne Ordnung in engen, winkligen Strassen an- und
uebereinandergeworfen zu sein scheinen; die neue Stadt dagegen wetteifernd
mit den schoensten Staedten Europas. Edinburghs ganze Lage ist einzig
in ihrer Art, von hoher romantischer Schoenheit.
An den Seiten eines hohen Felsens, der sich an eine lange, majestaetische
Reihe anderer Felsen anschliesst, liegen die Haeuser der alten Stadt,
wie Schwalbennester angeklebt, unter- und uebereinander; einige
dieser Haeuser haben, von einer Strasse aus gesehen, zehn Stockwerke,
waehrend sie von der anderen Seite deren nur zwei oder drei zaehlen,
und man aus dem vierten oder fuenften Stock der niedriger liegenden
Seite auf der hohen geraden Fusses ins Freie in eine andere Strasse geht.
Wie krumm, wie eng, wie winklig der groesste Teil dieser Strassen ist,
laesst sich schwer beschreiben. Einige derselben fuehren steile und
hohe Berge hinauf und hinab, auf die allerbeschwerlichste Weise.
Auf den hoechsten Gipfel dieser Felsenkette thront die uralte Wohnung
der schottischen Koeni
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