en Felsen die Ruine
eines alten Schlosses, in welchem die unglueckliche Maria Stuart von
ihrem eigenen Volke gefangen gehalten ward, ehe sie nach England in den
Tod ging. Das Meer begrenzt die Aussicht am Ende der Strasse. Hier sahen
wir die sinkende Sonne die Spitzen der Felsen roeten, spaeter den Mond die
Wellen des Meeres versilbern, und schieden mit der Ueberzeugung, dass
nicht leicht eine andere grosse, volkreiche Stadt uns ein aehnliches
Schauspiel darbieten wird.
Die dritte Abteilung von Edinburgh ist Leith. Eigentlich eine Stadt
fuer sich, aber, fast mit Edinburgh zusammenhaengend, kann sie doch
dazugerechnet werden. Leith liegt in der Tiefe, hart am Hafen,
in einer niedrigen, etwas sumpfigen, unangenehmen Lage. Hier sind
die Schiffswerften, Magazine, Comptoire und die Wohnungen derer,
die mit allen diesen Dingen sich beschaeftigen. Hier gibt's des Draengens,
Stossens, Treibens genug. Leith ist nicht so bergig, aber fast so haesslich
als die Altstadt Edinburgh; die Strassen sind voll Gewuehl und Getuemmel;
wir waren froh, bald zu entkommen.
Das schoenste Gebaeude in Edinburgh ist das Register Office; es dient
zu mannigfaltigen oeffentlichen Zwecken. In einer durch eine Kuppel
von oben erleuchteten Rotunde sahen wir hier die marmorne Statue
des Koenigs Georg des Dritten. Mrs. Damer, eine Dame von Stande
in London, hat sie der Stadt geschenkt, und, was das Merkwuerdigste
dabei ist, sie hat sie selbst verfertigt. Man muss ihren guten Willen ehren,
die Statue selbst ist ein unfoermiges Machwerk.
Das Kastell ist ehrwuerdig durch seine ehemalige Bestimmung, sein Alter
und seine imposante Lage, hoch auf dem Gipfel des Felsens. Holyrood House,
die Residenz des Koenigs von Grossbritannien, wenn er einmal nach Edinburgh
kommen sollte, ist ein grosses, ganz gewoehnliches altmodisches Schloss,
welches sich auf keine Weise auszeichnet, aber dennoch dem Palaste
von St. James in London vorzuziehen. Verschiedene Privatpersonen,
denen der Koenig die Erlaubnis dazu gab, bewohnen es jetzt; auch war es
die Residenz des Grafen Artois, spaeterhin Koenig Karl der Zehnte.
Die Wohnungen im Schlosse und dem es zunaechst umgebenden Bezirke
haben das Vorrecht, dass niemand schuldenhalber darin arretiert
werden kann. Sie werden deshalb sehr gesucht, besonders, wie man uns
versicherte, vom schottischen Adel.
Graf Artois [Fussnote: als Karl X. Koenig von Frankreich (1824-30). Er
gruendete nach dem Sturm auf die Bastille mit dem Prinze
|