edern, wie in Matlock, lebt man still und ruhig, geselliger
zwar, wie es sonst in England unter Unbekannten gebraeuchlich ist, aber
dennoch weit weniger so als in Deutschland in aehnlichen Verhaeltnissen.
In den grossen, von den Vornehmen besuchtesten Baedern herrscht eine
strenge, wunderliche Etikette. Wir werden weiterhin Gelegenheit finden,
hiervon ausfuehrlicher zu sprechen. Vorjetzt kommen wir zu Matlock und
seinen Umgebungen.
Matlock
Freundlich und dennoch erhaben, einsam und dennoch voll regen Lebens,
ist dieses liebliche Tal eines der schoensten Plaetzchen Britanniens.
Sei es immer, dass seine Heilquelle wenig wirksam ist, es braucht ihrer
nicht, um in dieser himmlischen Gegend neue Lebenskraft zu finden.
Auch sahen die fuenfzig oder sechzig Badegaeste, die wir hier fanden,
gar nicht aus, als ob Aeskulap sie mit seinem Schlangenstabe hierher
gebannt haette. Sie schienen sich vor dem wilden, unsteten Treiben
des Lebens hergefluechtet zu haben, um einmal ruhig Atem zu schoepfen
und dann mit frischem Mute wieder an ihr Werk zu gehen.
Der eigentliche Badeort besteht nur aus drei schoenen grossen Gasthoefen
und zwei Logierhaeusern. Das Dorf Matlock liegt etwa anderthalb Meilen
davon. Es ist unmoeglich, dies reizende Tal durch blosse Beschreibung
anschaulich darzustellen: so still, so heimlich liegt es da,
durchrauscht von der Derwent, umgeben von hohen, kuehnen Felsen, die bald
schroff und nackt gen Himmel starren, oefter noch ihre mit den schoensten
Baeumen gekroenten Gipfel freundlich erheben.
Wir schifften in einem Nachen auf der Derwent umher, so weit sie befahrbar
ist; freilich nur eine kleine Strecke; denn es ist ein wildes Bergwasser,
voll Faellen und Strudeln. Die Felswaende zogen sich enger zusammen, als
wollten sie uns den Weg versperren; die Straeucher am Ufer bildeten Lauben
ueber den Nachen, und drohend schauten die Felsspitzen von oben hinein.
Dann traten sie wieder zurueck, und wir sahen freundliche Huetten,
mit Gaertchen und Wiesenplaetzchen untermischt, an ihrer Seite hangen;
stattliche Haeuser, grosse Fabrikgebaeude, zu ihren Fuessen liegen.
Kunstlose, wie von der Hand der Natur geschaffene Spaziergaenge ziehen sich
an beiden Ufern zwischen Wald und Fels dahin, bis zurueck zu unserem Gasthofe.
Ihm gegenueber erhebt sich der hoechste Fels dieser Gegend. Die Landleute
nennen ihn High Tor. Auf einem groesstenteils schattigen, nicht sehr
beschwerlichen Wege stiegen wir hinauf. Wir erb
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