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denn sie gehen geradezu auf die Absicht des Trauerspiels, auf die Erregung
des Schreckens und Mitleids; dahingegen nicht jeder Glueckswechsel, nicht
jede Erkennung, sondern nur gewisse Arten derselben diese Absicht
erreichen, sie in einem hoehern Grade erreichen helfen, andere aber ihr
mehr nachteilig als vorteilhaft sind. Indem nun Aristoteles, aus diesem
Gesichtspunkte, die verschiednen unter drei Hauptstuecke gebrachten Teile
der tragischen Handlung, jeden insbesondere betrachtet, und untersuchet,
welches der beste Glueckswechsel, welches die beste Erkennung, welches die
beste Behandlung des Leidens sei: so findet sich in Ansehung des erstern,
dass derjenige Glueckswechsel der beste, das ist der faehigste, Schrecken
und Mitleid zu erwecken und zu befoerdern, sei, welcher aus dem Bessern in
das Schlimmere geschieht; und in Ansehung der letztern, dass diejenige
Behandlung des Leidens die beste in dem naemlichen Verstande sei, wenn die
Personen, unter welchen das Leiden bevorstehet, einander nicht kennen,
aber in eben dem Augenblicke, da dieses Leiden zur Wirklichkeit gelangen
soll, einander kennen lernen, so dass es dadurch unterbleibt.
Und dieses soll sich widersprechen? Ich verstehe nicht, wo man die
Gedanken haben muss, wenn man hier den geringsten Widerspruch findet. Der
Philosoph redet von verschiedenen Teilen: warum soll denn das, was er von
diesem Teile behauptet, auch von jenem gelten muessen? Ist denn die
moeglichste Vollkommenheit des einen notwendig auch die Vollkommenheit des
andern? Oder ist die Vollkommenheit eines Teils auch die Vollkommenheit
des Ganzen? Wenn der Glueckswechsel und das, was Aristoteles unter dem
Worte Leiden begreift, zwei verschiedene Dinge sind, wie sie es sind,
warum soll sich nicht ganz etwas Verschiedenes von ihnen sagen lassen?
Oder ist es unmoeglich, dass ein Ganzes Teile von entgegengesetzten
Eigenschaften haben kann? Wo sagt Aristoteles, dass die beste Tragoedie
nichts als die Vorstellung einer Veraenderung des Glueckes in Unglueck sei?
Oder, wo sagt er, dass die beste Tragoedie auf nichts, als auf die
Erkennung dessen hinauslaufen muesse, an dem eine grausam widernatuerliche
Tat veruebet werden sollen? Er sagt weder das eine noch das andere von der
Tragoedie ueberhaupt, sondern jedes von einem besondern Teile derselben,
welcher dem Ende mehr oder weniger nahe liegen, welcher auf den andern
mehr oder weniger Einfluss, und auch wohl gar keinen, haben kann. Der
Glueckswechsel
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