ra dadurch abermals
gerettet wuerde, die doch durchaus nicht gerettet werden solle. Folglich
bleibe ihm nichts als die dritte Klasse uebrig.
Die dritte! Aber Aristoteles gibt ja der vierten den Vorzug; und nicht
bloss in einzeln Faellen, nach Massgebung der Umstaende, sondern ueberhaupt.
Der ehrliche Dacier macht es oeftrer so: Aristoteles behaelt bei ihm recht,
nicht weil er recht hat, sondern weil er Aristoteles ist. Indem er auf
der einen Seite eine Bloesse von ihm zu decken glaubt, macht er ihm auf
einer andern eine ebenso schlimme. Wenn nun der Gegner die Besonnenheit
hat, anstatt nach jener in diese zu stossen: so ist es ja doch um die
Untrueglichkeit seines Alten geschehen, an der ihm im Grunde noch mehr
als an der Wahrheit selbst zu liegen scheinet. Wenn so viel auf die
Uebereinstimmung der Geschichte ankoemmt, wenn der Dichter allgemein
bekannte Dinge aus ihr zwar lindern, aber nie gaenzlich veraendern darf:
wird es unter diesen nicht auch solche geben, die durchaus nach dem
ersten oder zweiten Plane behandelt werden muessen? Die Ermordung der
Klytaemnestra muesste eigentlich nach dem zweiten vorgestellet werden; denn
Orestes hat sie wissentlich und vorsaetzlich vollzogen: der Dichter aber
kann den dritten waehlen, weil dieser tragischer ist und der Geschichte
doch nicht geradezu widerspricht. Gut, es sei so: aber z.E. Medea, die
ihre Kinder ermordet? Welchen Plan kann hier der Dichter anders
einschlagen, als den zweiten? Denn sie muss sie umbringen, und sie muss
sie wissentlich umbringen; beides ist aus der Geschichte gleich allgemein
bekannt. Was fuer eine Rangordnung kann also unter diesen Planen
stattfinden? Der in einem Falle der vorzueglichste ist, koemmt in einem
andern gar nicht in Betracht. Oder um den Dacier noch mehr einzutreiben:
so mache man die Anwendung nicht auf historische, sondern auf bloss
erdichtete Begebenheiten. Gesetzt, die Ermordung der Klytaemnestra waere
von dieser letztern Art, und es haette dem Dichter freigestanden, sie
vollziehen oder nicht vollziehen zu lassen, sie mit oder ohne voellige
Kenntnis vollziehen zu lassen. Welchen Plan haette er dann waehlen muessen,
um eine so viel als moeglich vollkommene Tragoedie daraus zu machen? Dacier
sagt selbst: den vierten, denn wenn er ihm den dritten vorziehe, so
geschaehe es bloss aus Achtung gegen die Geschichte. Den vierten also? Den
also, welcher sich gluecklich schliesst? Aber die besten Tragoedien, sagt
eben der Aristoteles, der diese
|