gewesen: "Mutter, es ist eben
Krieg! Und was fuer ein Krieg! Da leidet es keinen zu Haus, der kaempfen
kann. Der Vater wird's begreifen, Ludwig auch!"
"Ich auch," "und ich," riefen die Geschwister. Die Mutter schwieg einen
Augenblick, dann sagte sie nachdenklich: "Die Englaender auch--eine Welt
von Feinden! Philipp, ich will dich nicht zurueckhalten!"
* * * * *
Eine Weile spaeter sassen sie beisammen am gedeckten Tisch. Die Mutter sah
Philipp nach, der hin und her ging und fuer die erschoepften Reisenden in
liebevollster Weise sorgte. Ihr Philipp, ihr unnuetzer Schlingel; nein,
ihr Philipp, der kuenftige Soldat, der sein Leben geben wollte fuers
Vaterland; der zum Mann wurde durch den Krieg!
Der 4. August
Die Mutter und ich sind schon seit drei Wochen auf dem Landgut der
Grosseltern. Der Vater hat uns hieher begleitet, musste aber gleich wieder
abreisen. Wir sollen wegen der Mutter Gesundheit ueber die ganzen Ferien
hier bleiben.
Es ist herrlich hier bei den Grosseltern. Die Grossmutter hat mir ein
reizendes Maedchenstuebchen eingerichtet und der Grossvater, der im
siebziger Krieg als Offizier dabei war, erzaehlt uns viel und kann alle
Kriegsnachrichten fein erklaeren. Aber noch lieber haetten die Mutter und
ich doch diese Kriegszeit mit dem Vater erlebt und darum waren wir ganz
uebergluecklich, als er uns neulich telegraphierte, er wuerde uns auf der
Heimreise von Berlin besuchen. Heute ist er wieder abgereist, aber wir
sind noch ganz erfuellt von seinem Besuch und ich will mir alles
ausschreiben, was er uns erzaehlt hat; ich moechte garnichts davon
vergessen; denn ich bin stolz und gluecklich, dass der Vater so Grosses
miterlebt hat, und waehrend er uns erzaehlte, kamen mir vor Begeisterung
fast Traenen.
Der Vater kam also von Berlin; denn der Reichstag war wegen des Krieges
zu einer aussergewoehnlichen, ganz kurzen Tagung einberufen.
Schon das Wiedersehen mit all den Reichstagsabgeordneten muss ganz
anders gewesen sein als in gewoehnlichen Zeiten. Der Vater sagt, jedem
habe man angesehen, dass er die Wichtigkeit dieser Tage empfinde. Fast
vollzaehlig waren sie da, aber doch nicht _ganz_, weil einige schon zu
ihrem Regiment einberufen waren.
Um ein Uhr, glaube ich, war die feierliche Eroeffnung im Weissen Saal des
koeniglichen Schlosses. Der Reichskanzler, die Mitglieder vom Bundesrat,
Generale und andere Offiziere und die Reichstagsabgeordneten
versammelten s
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