tschland gedient und wuerde im
Kriegsfall einberufen werden.
"Dagegen gibt es ein sehr einfaches Mittel," meinte der Direktor; "Sie
duerfen sich nur naturalisieren lassen, das heisst wieder Franzose werden.
Im uebrigen ist ja immer noch Hoffnung, dass es nicht zum Krieg kommt; die
Gefahr kann auch wieder vorueber gehen. Einstweilen moechte ich Sie
ersuchen, moeglichst die Arbeit der abgereisten Kollegen zu uebernehmen,
wofuer ich Ihren seitherigen Gehalt verdoppeln werde."
Sehr nachdenklich kam an diesem Abend Kolmann vom Geschaeft heim. Seine
drei Kinder waren schon zu Bett gebracht. In einem reizenden, kleinen
Salon erwartete ihn seine Frau.
"Wie spaet du heimkommst," klagte sie. "Das kann doch nicht so weiter
gehen! Der Direktor kann nicht von dir verlangen, dass du die Arbeit der
Herrn uebernimmst, die abgereist sind."--"Ich muss es ja nicht umsonst
tun. Der Direktor hat mich heute darum gebeten und mir den doppelten
Gehalt angeboten."
"O wie fein!" rief Frau Kolmann, "den doppelten Gehalt! Ja, dann werde
ich nicht murren, wenn du spaeter von der Bank kommst; wir werden den
Abend um so vergnuegter verbringen. Gehen wir gleich heute noch ins
Odeon? Oder wo feiern wir sonst diese frohe Botschaft?"--"Bitte, lass uns
nur ruhig zuerst zu Abend essen. Ich bin wirklich muede und gar nicht in
der Stimmung auszugehen."
"Schade," sagte die junge Frau, "wie kann einer nicht in guter Stimmung
sein, wenn man ihm unvermutet einen so glaenzenden Gehalt anbietet? Aber
ich will dich nicht plagen, mein Lieber; mich hat diese Nachricht
wirklich in die allerbeste Stimmung zersetzt. Komm ins Esszimmer, der
Tisch ist gedeckt. Wir werden Champagner aus dem Keller holen lassen und
auf das Wohl deiner Herrn Kollegen trinken, die ihren Gehalt im Stich
gelassen haben und uns zu reichen Leuten machen. Wie toericht sie waren,
so schnell abzureisen; es kommt garnicht zum Krieg gewiss nicht, ich habe
es heute erst im Figaro gelesen."
"Glaube den franzoesischen Zeitungen nicht, sie luegen!"
"Aber nein, gewiss nicht; was ich gelesen habe, kann nicht erlogen sein:
der Zar hat dem deutschen Kaiser telegraphiert, er wolle keinen Krieg.
Auch der Koenig von England versichert, er habe den ernsten Wunsch,
einen europaeischen Krieg zu verhindern. Dass die Franzosen den Krieg
fuerchten, wissen wir doch ganz gewiss und ebenso, dass die Deutschen nie
anfangen. Also, wie soll es einen europaeischen Krieg geben? Komm, sei
nicht so schwarzsichtig
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