sen gefangen, 50 Geschuetze erobert. Diesmal war es Lutz, der
jubeln konnte: Ich war auch dabei! Und sein Brief zeigte, dass er den
Lieben daheim das Herz nicht schwer machen wollte. Er schrieb: "Von all
den Toten und Verwundeten schreibe ich nicht, Ihr werdet genug davon
lesen und hoeren. Aber ich sage Euch, nichts Erhebenderes gibt es als
mitzuerleben, wie so viele Tausende mit Kampfesmut ins Feuer sehen und
nichts Beglueckenderes, als nach gewonnener Schlacht die Freude und den
Stolz unserer Offiziere zu sehen und ihren Dank, ja den Dank von unserem
obersten Kriegsherrn, von unserem Kaiser, zu hoeren. Wohin wir jetzt
kommen, weiss ich nicht."--
Ja, jetzt wurde es still; eine Woche, zwei Wochen vergingen, von den
beiden Bruedern kam keine Nachricht. Das war eine bange Zeit daheim!
Warum schrieben sie nicht? War die Post schuld oder lagen sie irgendwo
schwer verwundet oder tot? Es kamen immer neue Verlustlisten. Mit
Herzklopfen wurden sie durchgelesen; das tat der Vater unten im
Geschaeft. Er suchte so eifrig nach den Namen seiner Soehne und suchte
doch mit der Hoffnung, sie nicht zu finden. Und wenn er die Listen
durchgesehen hatte, kam er herauf ins Wohnzimmer und sagte beruhigend:
Nichts gefunden.
Aber eines Tages--die Mutter und Tochter waren eben beschaeftigt fuer
jeden der Brueder ein Paeckchen mit warmen Socken zu packen--da trat der
Vater mit der Verlustliste in der Hand herein.
Die Mutter sah ihn an und wurde bleich. "Was ist's?" "Keine
Todesanzeige, keine Verwundung. Aber hier; Lutz Schreiber, vermisst." Und
er fuegte hinzu: "Wir brauchen uns nichts Schlimmes vorzustellen. Ihr
werdet euch erinnern, dass erst kuerzlich in einem Artikel ausgefuehrt
wurde, wie bei jeder Schlacht einzelne versprengt werden, von ihrer
Truppe abkommen und sich einem andern Regiment anschliessen, weil sie
nicht gleich die Moeglichkeit finden, zu ihrer Truppe zurueckzukehren."
"Ja," sagte Anna, "bei dem Bruder meiner Freundin war es ja auch so,
weisst du noch, Mutter?" Vater und Tochter hatten dasselbe Gefuehl: sie
wollten der Mutter Mut machen. Sie hatte nach dem Blatt gegriffen; das
zitterte aber so sehr in ihren Haenden, dass sie nicht lesen konnte. Sie
legte es weg. "Setze dich, Mutter!" Anna schob ihr einen Stuhl hin; die
Mutter griff nach der Hand ihres Mannes und sagte: "Bleibe noch ein
wenig oben bei uns, es ist so schwer!"
Und wie in der ersten Stunde, so hielten die drei zusammen in den
langen, schweren Zeiten der U
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